Wen der Rabe ruft

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jiskett Avatar

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Cover:
Das Cover ist in düsteren Farben gehalten. Im Vordergrund sieht man einen ovalen Spiegel, der einen sehr verschnörkelten, schwarzen Rahmen hat. Auf der Fläche des Spiegels findet sich in ein wenig verwackelt aussehenden weißen Buchstaben der Titel des Buches. Im Hintergrund befinden sich schmale, hohe Bäume, deren Kronen man nicht sehen kann, hinter diesen Bäumen kann man einen dichten Wald erahnen.
Insgesamt verspricht das Cover eine eher düstere Geschichte, die fantasievoll und spannend sein kann.

Meinung:
Endlich gibt es etwas neues von Maggie Stiefvater ♥ Nachdem ich schon "Nach dem Sommer" und die Feen-Bücher verschlungen habe, war es klar, dass ich mich sofort auf ihr neues Buch stürzen würde - denn es kann nur gut sein. Und die Leseprobe hat mich nicht enttäuscht.
Schon der Anfang macht unglaublich neugierig auf die Geschichte. "Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde." In diesem Satz kündigt sich schon so viel Dramatik an, eine Geschichte, die bittersüß und tragisch werden MUSS, wenn man diesen Prophezeiungen Glauben schenken will. Und so, wie Blue die Situation beschreibt, gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln - sie selbst fragt sich ja eigentlich auch nur noch, wie es geschehen wird und erklärt, dass es jeden Schrecken verloren hat, weil sie schon seit zehn Jahren mit der Prophezeiung lebt - und weil sie sich sowieso nie verleben will. Doch schon am Ende des Kapitels taucht ihre Tante auf und sagt ihr voraus, dass dies das Jahr sein wird, in dem sie sich verlieben wird...

Maggie Stiefvater schafft es von Anfang an, ihren Leser zu fesseln. Ihr Schreibstil lässt sich so gut und einfach lesen, dass die Seiten nur so dahin fliegen - deshalb war die Leseprobe leider schon viel zu schnell vorbei und man lechzt danach, unbedingt weiter zu lesen, zu erfahren, wie es weiter geht, wie die Geschichte sich entwickelt. Die Szenerien sind so gut beschrieben, dass man sie die ganze Zeit vor Augen hat, dass man glaubt, neben den Charakteren zu stehen und zu erleben, was sie erleben. Auch die Charaktere sind mir auf Anhieb sympathisch. Blue ist eine gute Protagonistin, liebenswert, interessant, besonders - aber dennoch eine Art "Außenseiterin" in ihrer Familie, ohne dass sie damit ein Problem hätte. Sie spielt gerne das "Telefon", verstärkt die Kräfte ihrer Familie, wenn es wichtig ist - aber mehr auch nicht, danke. Das macht sie zu einem besonderen Charakter, der aber nicht ZU besonders ist, was wiederum störend wirken kann.

Auch das erste Kapitel hat es in sich. Die Totenwache allein ist ja schon gruselig genug, aber als dann noch der Junge - Gansey - auftaucht und Blue ihn sehen kann... Wahnsinn. Diese Szene ist atmosphärisch unglaublich dicht. Die Autorin hat Blues Grauen, ihre Unsicherheit und überhaupt die Stimmung auf dem Friedhoft so gut eingefangen, dass man glaubt, den Geist zu beobachten. Und als Neeve Blue erklärt, dass es nur zwei Gründe gibt, wieso eine Nicht-Sehende einen Geist sehen kann... oh Gott. Das war wirklich ein Gänsehaut-Moment. Vor allem, da man von der Prophezeiung um Blue weiß... dass sie ihre wahre Liebe mit einem Kuss töten wird. Es wären also gleich beide Kriterien erfüllt. Und da sie nun Ganseys Geist gesehen hat, scheint das tragische Ende wirklich unausweichlich zu sein und diese Liebe von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nun, da Blue die Idenität des Jungen bereits kennt und weiß, was passieren wird, bin ich als Leser nun natürlich umso mehr gespannt, wieso sie es nicht schafft, ihm aus dem Weg zu gehen - und ob es nicht doch vielleicht irgendeinen Ausweg gibt...

Dadurch, dass wir im nächsten Kapitel Gansey kennen lernen, bekommt das ganze noch mehr Tragik. Die Autorin will uns also scheinbar dazu bringen, diese Figur liebzugewinnen, damit wir umso mehr mit ihm und Blue leiden und richtig um ihn bangen. Nun... das wird sie zweifellos schaffen :D Alleine in diesem Kapitel wirkt er ja schon so sympathisch und liebenswert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass er dem Leser über das Buch richtig ans Herz wachsen könnte.
Dass Gansey gleichzeitig wie Blue auf dem Friedhof war, ist natürlich fast unglaublich. Aber dann hat er tatsächlich eine Tonbandaufnahme, auf der - unglaublicherweise - die Stimme seines Geistes zu hören ist, wie er mit Blue gesprochen hat. Ein zweiter Gänsehautmoment und das innerhalb von nicht einmal vierzig Seiten.
Am Ende der Leseprobe raten seine Freunde ihm dann, dass er eine Wahrsagerin anrufen soll, um herauszufinden, mit wem sein Geist/er auf dem Friedhof gesprochen hat. Und ich kann mir schon denken, welche Wahrsagerin er kontaktieren wird... also wird er wohl unweigerlich auf Blue stoßen.

Die ganze Leseprobe macht unglaublich neugierig auf das restliche Buch. Die Geschichte ist unglaublich fesselnd und am liebsten würde ich jetzt einfach weiter und weiter lesen, bis ich das Buch beendet hätte und wüsste, wie das alles ausgeht. Ich war schon lange nicht mehr von einer Leseprobe so begeistert und gefesselt und auf ein Buch so sehr gespannt...