Hochkarätige Fantasyspannung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mythenmetzfan Avatar

Von

Der Roman „Wen der Rabe ruft“ von Maggie von Maggie Stiefvater handelt von der jungen Blue Sargent, dem jüngsten Mitglied einer Wahrsagerfamilie. Alle ihre weiblichen Verwandten, und in ihrem Haushalt leben nur Frauen und davon nicht wenige, haben eine seherische Gabe. Blue bildet da die große Ausnahme: Sie kann selbst nichts Übernatürliches sehen, hören oder sonst irgendwie wahrnehmen, sie macht die Signale nur für andere lauter und verstärkt die Energie. Laut ihrer Mutter ist das eine sehr seltene und besondere Gabe. Blue ist davon aber ein bisschen genervt. Sie hat sich schon lange mit ihrer Rolle, ein bisschen sonderbar zu sein, abgefunden, und hätte auch gern richtige seherische Kräfte. Sie scheint auch ein besonderes Schicksal zu haben, denn jede halbwegs begabte Wahrsagerin hat ihr, schon seit sie ein kleines Mädchen war, prophezeit, dass sie ihrer großen Liebe durch einen Kuss töten wird. Damit lebt Blue nun schon so lange, dass sie alle Stadien des Bewusstseins durchgemacht hat. Aktuell ist sie in der Phase, in der sie davon überzeugt ist, dass Jungs grundsätzlich doof sind. Das ist in ihrer Heimatstadt Henrietta auch kein Wunder, denn dort befindet sich eine teure Privatschule für Jungen, auf die alle reichen Snobs des Landes gehen, und die verhalten sich den normalen Einwohnern der Stadt gegenüber meistens nicht sehr freundlich.

Zu alledem kommt noch hinzu, dass Blue, die ihre seherischen Verwandten oft bei ihren Tätigkeiten unterstützen muss, sich auch jedes Jahr mit ihrer Mutter in einer bestimmten Nacht auf dem Hof einer kleinen, alten und verfallenen Kapelle einfindet, um die Geister derer zu sehen, die in dem folgenden Jahr sterben werden.

Da geschieht plötzlich etwas sehr Seltsames und Neues: Blue kann einen der Geister sehen! Und das kann, wie ihre Expertinnen zu Hause einstimmig meinen, nur eines heißen: Entweder der Junge, den sie als Geist gesehen hat, ist Blues große Liebe, oder sie wird für seinen Tod verantwortlich sein. In Blues Fall könnte sogar beides gleichzeitig der Fall sein. Sie ist schockiert, denn der Junge trägt ausgerechnet auch noch die Schuluniform der verhassten Snobschule Aglionby.

Es entspinnt sich eine lange und sehr spannende Geschichte, in der man alle Charaktere besser kennenlernt: Blues weibliche Verwandte und ihre Fähigkeiten, den Jungen, dessen Geist Blue gesehen hat, und der gar nicht so snobistisch ist, wie Blue zuerst gedacht hatte, einige seiner Freunde, wobei sich Blue sogar in einen von den Jungs verliebt, aber natürlich ständig ängstlich darauf achten muss, nicht geküsst zu werden, einen Lehrer der Schule, und ganz besonders das, was sie alle verbindet: Die Stadt Henrietta mit ihrem Schnittpunkt der Ley-Linien, Energielinien, nach denen alle suchen und die alle wecken wollen, um in die Gunst eines schon vor langer langer Zeit dort vergrabenen Königs zu kommen.

Um das Ganze kurz zu machen: Die Geschichte wird in diesem Buch noch nicht aufgelöst, es wird nur immer spannender und spannender. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe ist sie auf vier Bände ausgelegt, und darüber bin ich ehrlich gesagt sehr froh, denn ich habe schon diesen Band möglichst langsam gelesen, weil er so toll war. Die Autorin versteht es sehr spannend zu schildern und detailliert darzustellen. Es wird abwechselnd aus der Sicht von verschiedensten Hauptpersonen geschrieben, sogar von Antagonisten, obwohl man das zu dem Zeitpunkt noch nicht weis.

 

Alles in allem war dies einer der spannendsten und lesenswertesten Fantasyromane, die ich kenne, und mit der Wahrsagerei einmal eine ganz neue Richtung, in der noch nicht alles so mit Trittbrettfahrern und schlechten Kopisten zugepflastert ist, wie bei anderen Themen.