Mystische Spannung

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Blue Sargent, die aus einer Familie von Wahrsagerinnen stammt, verfügt über die Gabe, beim Kontakt mit der Geisterwelt als „Verstärker“ zu dienen. Wenn sie anwesend ist, gelingt es, die Schicht zur übersinnlichen Welt dünner zu machen. Nur einmal sieht sie selbst einen Geist und das kann laut ihrer Tante nur einen Grund haben: „Entweder du bist seine wahre Liebe … oder du hast ihn getötet“.

Schon bald findet Blue heraus, dass der Junge Gansey, dessen Geist sie auf dem Friedhof traf, ein Schüler der Aglionby Academy ist, einer Privatschule für die Söhne reicher Eltern, für die die einheimischen Jugendlichen von Henrietta nur wenig übrig haben. Doch die Raven-Boys, wie sie wegen des Schulemblems genannt werden, haben auch mit Problemen zu kämpfen, die sich nicht immer mit Geld lösen lassen.

 

Die Clique um Gansey ist dem Geheimnis der Ley-Linien auf der Spur und vor allem Gansey ist wie besessen auf der Suche nach dem walisischen Helden Glendower, dessen Rückkehr ihm alles bedeutet. Als Blue sich auf das Abenteuer mit den Jungen einlässt, lösen sie eine Lawine von Ereignissen aus, die sich nicht wieder stoppen lässt und mehr Geheimnisse enthüllt als die Jugendlichen erfahren wollten.

 

Maggie Stiefvater gelingt ein wunderbarer Mix aus Realität und Fantasy, die aufgrund der Verflechtung mit tatsächlichen Mythen und dem anschaulichen Kleinstadtsetting oft vergessen lassen, dass es sich eigentlich um einen Fantasyroman handelt. Selbst die Latein sprechenden Bäume auf der Ley-Linie bekommen durch die Verbindung zu den Schulstunden eine glaubwürdige Verknüpfung.

 

Die Charaktere sind lebendig und echt, auch wenn ich anfangs etwas Schwierigkeiten damit hatte, die Raven-Boys auseinander zu halten. Doch je mehr man über sie erfährt desto mehr schälen sie sich aus ihrer Einheitsschulkleidung und zeigen ihre wahren Charakterzüge, die sie unverwechselbar machen. Blue ist ein starkes Mädchen, das sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Mit Elan setzt sie sich über die Warnungen ihrer Mutter und Tanten hinweg und stürzt sich in ein Abenteuer, von dem sie ahnt, dass es aufgrund der Prophezeiung nicht gut ausgehen kann.

 

Mit wechselnden Erzählperspektiven, die einen tieferen Einblick in das Gefühlsleben der Jugendlichen erlauben, und lebendigem, ausdruckvollem Sprachstil verzaubert Maggie Stiefvater und entführt den Leser in eine mystische Welt voller Geheimnisse. Die Beziehungen der Hauptfiguren sind feinfühlig gezeichnet und es ist erfreulich, dass die Geschichte nicht in eine seichte Herzschmerz-Teenie-Liebesgeschichte mündet.

Besonders faszinierend fand ich meine anschließenden Recherchen zu den [Ley-Linien](http://de.wikipedia.org/wiki/Ley-Linie) und [Owen Glendower](http://de.wikipedia.org/wiki/Owain_Glynd%C5%B5r) (Owain Glyndŵr). Auch gibt es eine ehemalige Kirche, das Glendower House in einem Ort namens Monmouth - Monmouth Manufacturing nennt Gansey seine Unterkunft.  Glendower hatte übrigens eine Tochter namens Jane - Zufall?

„Wen der Rabe ruft“ ist der erste von vier Bänden.

© Tintenelfe

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