Wie Wendy erwachsen wurde

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“Wendy, Darling” von A. C. Wise erzählt eine alternative, düstere Geschichte von Peter Pan mit Wendy als Protagonistin und wie sie als Erwachsene zurück nach Nimmerland muss, um ihre Tochter Jane zu retten. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Wir lesen abwechselnd aus Wendys und Janes Perspektive und bekommen zwischendurch Rückblicke auf Wendys Vergangenheit in Nimmerland, aber wir erfahren auch, wie es ihr nach ihrer Rückkehr ergangen ist. Dabei habe ich immer wieder eine große Wut über all die Ungerechtigkeiten empfunden, die Wendy, und später auch Jane, erleiden mussten.

Trotzdem erleben wir zwei sehr starke Protagonistinnen mit enger Mutter-Kind-Bindung, die sich ihren Ängsten stellen, mutig sind, tiefe Freundschaften aufbauen und dabei nicht vergessen zu glauben. Besonders wiederkehrende Gedanken über die Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit (zum Teil bis heute noch) gegenüber Frauen, der Widerstand, den die beiden leisteten und der Wunsch nach Selbstbestimmung haben mir sehr gefallen und wurden gut in die Geschichte eingearbeitet.

Der Schreibstil hat mir gefallen und ich konnte mir die Welt gut vorstellen, mich in Wendy und Jane einfühlen und ihre Emotionen nachempfinden. Die düstere Atmosphäre konnte mir dabei authentisch rübergebracht werden.

Leider habe ich auch zwei Kritikpunkte, wodurch das Buch kein Highlight für mich werden konnte. Zum einen fiel mir der Start in die Geschichte schwerer, da mir der Erzählstil etwas zu langsam war und dadurch für meinen Geschmack einige Längen aufwies. Zum anderen sind die Kapitel zum Teil sehr lang, eines hat beispielsweise 70 Seiten, wer damit ebenfalls Probleme hat, sollte sich dessen vorher bewusst sein. In Kombination haben die beiden Punkte dann leider öfter mal dazu geführt, dass es mir zwischendurch schwer fiel, zu dem Buch zu greifen.

Alles in allem kann ich “Wendy, Darling” jedem empfehlen, der Lust auf eine düstere Peter Pan Interpretation hat.