Eine bewegende Geschichte über Trauer und das Erwachsenwerden

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Dieses Buch hat mir einiges abverlangt. Das ist aber nicht negativ gemeint, im Gegenteil, ‚Wendy & Peter‘ von Aiden Thomas war eine beeindruckende und tief emotionale Geschichte. Es ist eines dieser Bücher, das noch lange in mir nachhallen wird.

Vor fünf Jahren verschwanden Wendy und ihre beiden Brüder spurlos. Nach sechs Monaten taucht Wendy wieder auf, allein, traumatisiert und ohne Erinnerung, was mit ihr und den beiden Jungs geschehen ist. Als erneut Kinder verschwinden, drohen die alten Wunden wieder aufzubrechen. Und dann begegnet Wendy Peter, einem Jungen, den sie aus den Märchen ihrer Kindheit kennt.

‚Wendy & Peter‘ ist kein klassisches Re-Telling der Märchengeschichte von Peter Pan sondern eher eine Art Fortsetzung im modernen Setting der heutigen Zeit. Und es ist mehr als eine Abenteuergeschichte. Das Buch erzählt von erlittenen Traumatas, von Trauer und Depression. Es ist aber auch eine Geschichte, und hier ähnelt sie dem Original, von der Magie des Kind-seins und der Fantasie.

Ich mochte den Schreibstil des Autors bereits in ‚Yadriel & Julian‘ sehr. Er ist bildhaft und unglaublich nah an den Figuren. Auch hat mir sehr gefallen, dass Aiden Thomas erneut in einem Jugendbuch ein wichtiges Thema anspricht, was häufig unterrepräsentiert ist, nämlich die Folgen von Traumatas auf die psychische Gesundheit.

Wendy kann sich an die Ereignisse, die zu ihrem und dem Verschwinden ihrer Brüder führten nicht erinnern. Aber das Erlebte hat sie schwer traumatisiert, was eindringlich und authentisch beschrieben wurde. Sie ist in sich gekehrt, hat Angst vor der Dunkelheit und einen leichten Waschzwang entwickelt. Wir begegnen einer jungen Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ein normales Leben zu führen, aber stets begleitet von den Schatten ihrer Vergangenheit. Wendys Figur hat mich sehr berührt.
Auch Peter wurde wundervoll charakterisiert. Einerseits ist er ganz Peter Pan, charmant, witzig, ein unbekümmerte Junge, der neugierig die Welt entdeckt. Andererseits ist er auch ein ernster Charakter, denn der Verlust seines Schattens und das schwächer werden seiner Magie stellt ihn vor eine schwere Herausforderung. Dem Autor ist es gut gelungen, diese beiden Fassetten des Charakters glaubhaft darzustellen.

Die Geschichte wird langsam erzählt und die Beziehung zwischen Wendy und Peter behutsam aufgebaut. Durch ihre gemeinsame Suche nach Peters Schatten und den entführten Kindern kommen langsam Wendys Erinnerungen zurück. Es beginnt ein langsamer Prozess der Heilung.
Und neben all der schweren Themen gibt es immer wieder schöne Momente der Leichtigkeit, wenn Peter wirklich zu Peter Pan wird… furchtlos, albern, kindlich… und es so schafft, Wendy aus ihrem Kokon aus Trauer und Schuldgefühlen zu holen.

Auch wenn mir einige Andeutungen erst im Nachgang klar wurden, hat mich das Ende der Geschichte nicht völlig überrascht. Die Idee, wer Peter Pan tatsächlich ist, was es mit seinen sogenannten „verlorenen Kindern“ und letztendlich auch mit Wendys Brüdern auf sich hat war wunderschön und hochemotional. Ich bin ja generell nah am Wasser gebaut, aber dieses Ende hat mir viele Tränen beschert.

Fazit. ‚Wendy & Peter - Verloren im Nimmerwald‘ ist eine „erwachsenere“ Version des bekannten Klassikers. Die Geschichte ist traurig, düster, aber gleichzeitig auch voller Magie und Hoffnung, dass irgendwie alles gut werden wird. Ich fand die Geschichte wunderschön.

Ein paar Worte noch zum Cover: Schon bei Aiden Thomas Roman ‚Yadriel & Julian‘ war ich von dem deutschen Cover sehr begeistert und auch bei diesem Buch gefällt mir das Cover wieder sehr. Es fängt m.M.n. sehr gut die Stimmung des Buches ein und der Baum als zentraler Punkt passt ebenfalls hervorragend zu seiner Bedeutung in der Geschichte.