Musik und Liebe im Herzen tragend

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dicketilla Avatar

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“Wenn er an sie dachte, saß sie immer im Vorzimmer und spielte Klavier.” (S.7)
Diese Gedanken trägt der Seemann Stead in sich, als er 1943 während eines Landurlaubs in Sydney von Bord geht. Und sein Wunsch ist es Marina wieder zu treffen, seitdem 5 Jahre verstrichen waren.
Damals war er von ihrem Spiel magisch angezogen, dieser zurückhaltenden, aber sehr wissenshungrigen jungen Frau, die ihm zeigte, dass es noch andere Dinge in fremden Ländern zu entdecken galt, als unterschiedliche Biersorten. Sie verbrachten drei Tage, an denen sie die Liebe entdeckten.
Als er das Haus erreicht, erzählt ihm Marinas Mutter, dass sie 1939, kurz vor Ausbruch des Krieges, nach London ging, um zu studieren, sie hatte als erste Frau ein Stipendium zugeteilt bekommen.. Seitdem aber nichts mehr von ihr gehört hatte. Sie vermutete, dass etwas passiert sein musste, wodurch ihre Tochter als vermisst galt. Stead erfährt von der inzwischen verheirateten Freundin, Roma, dass es Vermutungen gab, dass sie in Schwierigkeiten geraten war, und dadurch verschwunden sei. Stead deutet diese Schwierigkeiten sofort als eine Schwangerschaft, und Vorwürfe plagen ihn.

In weiteren Kapiteln liest man Briefe, die Marina an Stead schrieb, in denen sie ihm über ihre Überfahrt nach London berichtete, aber auch ihre Sehnsucht nach ihm Ausdruck verleiht. Sich auf ihr Studium am Konservatorium, und ihre späteren Konzerte freute. Man erlebt sie, wie sie erst an eine Seekrankheit glaubt, bis der Schiffsarzt ihr die Schwangerschaft verächtlich bestätigt. Er gibt ihr eine Adresse in London, wo sie bis zur Geburt bleiben konnte, um ihr Kind zur Adoption frei zu geben.
“Ihr Kind, Steads Kind, hätte als Bastard ein Leben in Schande zu erwarten.” (S.53 )
Sie schreibt Stead und wartet sehnsüchtig auf eine Antwort, sie möchte ihr gemeinsames Kind behalten.
Doch ihre Schwester Bea, eine Künstlerin, bei der sie in London lebt, redet es ihr aus.

Stead erlebt inzwischen die immer währenden Kämpfe des Krieges, ohne Sinn und Ziele zu erfahren, schwitzend im Maschinenraum seines Schiffes. Landgänge im Pazifik, stinkend, voller Berge von Nachschub oder Müll , den keiner entsorgt. Weit im Inneren der Insel hört er Musik, Musik, die ihn sofort an das Spiel von Martina erinnert. Er schreibt an Martinas Mutter, und diese gibt ihm die Adresse von Bea. Wird er Martina finden?

Anfangs fragt man sich, warum Stead plötzlich diese Sehnsucht nach Marina in sich trug, war er doch zum verabredeten Treffpunkt in London nicht erschienen. Doch dann wird dieser Drang sie zu finden immer stärker, und er entdeckt die Liebe in sich, die er lange nicht erfahren hatte.
Mardi McConnochie trägt uns mit einer Sprache durch die Geschichte, die niemals dem Kitsch verfällt. Ich konnte Marinas Verzweiflung , Steads Sehnsucht nachempfinden, die mich wie ein Sog in die Geschichte weiter hinein trieb. Eine Geschichte, die nicht nur von einer großen Liebe erzählte, sondern auch einer Zeit des Krieges, von zerbombten Städten, Menschen die um ihr Überleben rangen. Bilder entstanden , die den Atem anhielten ließen, Teil eines Zeitzeugnisses wurden.
Ein sehr bemerkenswertes Buch!

Wer „Léon und Louise“ von Alex Capus mochte, wird auch von diesem Buch begeistert sein.