Vielversprechende Geschichte nicht ganz überzeugend umgesetzt

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annajo Avatar

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Bei einem Landurlaub in Sydney im Jahr 1938 lernt der Matrose Stead die junge, begnadete Klavierspielerin Marina kennen. Sie verbringen drei unvergessliche Tage miteinander bevor Stead mit seinem Schiff wieder ausläuft. Doch sie können einander nicht vergessen. Als Stead bei einem weiteren Landurlaub 1943 versucht Marina wiederzusehen, muss er feststellen, dass sie vermisst wird. Und ihre damalige Freundin berichtet ihm von dem Verdacht, Marina könnte schwanger gewesen sein. Stead macht sich auf die Suche nach Marina so gut es ihm die brenzlige Lage erlaubt, die weltweit herrscht.

Vom ersten Kapitel, das von Steads Landurlaub 1943 berichtet, war ich sehr angetan. Die Neugier auf die Vorgeschichte wird geweckt und der Stil ist angenehm unkitschig. Stead ist gefühlstechnisch eher unbeholfen, hegt aber so tiefe Gefühle, dass er unbedingt wissen will, was mit Marina passiert. Abwechselnd wird die Geschichte aus den beiden Perspektiven erzählt und fährt oft dort fort, wo die Sicht des anderen aufgehört hat. Diese Schnitzeljagd durch die Welt, die sich im Krieg befindet, hat mich gepackt. Allerdings lagen mir Marinas Abschnitte der Geschichte nicht so gut wie Steads, da diese Teile doch eher sentimental, kitschig und klischeehaft waren. Aus Steads Sicht dagegen war die Erzählung nicht so gefühls"duselig". Auch bleibt vieles recht oberflächlich.
Insgesamt ist die Liebesgeschichte schon anrührend und die Idee der Suche um die Welt eine gute. Beide sind mittendrin im Krieg und können ihre Suche nicht so intensiv fortsetzen, wie sie wollen, da sie von dramatischen äußeren Umständen behindert werden. Mal ein etwas neuerer Aspekt in einem Buch, das den zweiten Weltkrieg zum Hintergrund hat, sind die japanischen Angriffe auf Flüchtlingsschiffe. Diese Szenen haben mich am meisten mitgenommen. Aber auch sie wurden nicht ganz so tiefgründig behandelt, wie ich mir das gewünscht hätte.

Letztlich bleibt das Gefühl, dass dieses Buch mit seinen 250 Seiten und vielen Schauplätzen gut noch hundert Seiten oder mehr vertragen hätte, um wirkliche Tiefe zu schaffen und offene Fragen zu beantworten.