Wunderbarer Liebesroman in den Wirren des 2. WK

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marionhh Avatar

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Sydney, 1938: Bei einem Landgang treffen sich der junge amerikanische Matrose John Stead und die Australierin Marina und verbringen drei intensive Tage miteinander. John ist fasziniert von der jungen Frau, die in London Musik studieren und Pianistin werden will. Fünf Jahre später, mitten im 2. Weltkrieg, macht John erneut Halt in Sydney und will sie wiedersehen, doch Marina gilt als vermisst. Er macht sich auf die Suche nach ihr, und ihre Spur führt ihn ins kriegsgeschüttelte London, nach Shanghai, Singapur und schließlich wieder nach Sydney. In der Zeit erleidet er mehrfach Schiffbruch, wird beschossen, verliert Kameraden und trifft unterschiedliche Personen aus Marinas Vergangenheit. Als der Krieg endlich endet, erhält er die Nachricht, dass das Schiff, auf dem Marina nach London fahren wollte, gesunken ist…
Wunderbarer, zu Herzen gehender und tiefschürfender Roman über eine große Liebe in einer schrecklichen Zeit. Was als oberflächliche Romanze zwischen einem ungebildeten Farmersjungen und der Tochter aus gutem, wenn auch verarmtem, Hause beginnt, entpuppt sich als die große Liebe, die Zeit und Raum überwindet. Aus den zwei Perspektiven von John und Marina erzählt die Autorin sehr einfühlsam, nie kitschig oder schmalzig, wie die beiden ihr Kennenlernen erleben, was sie füreinander empfinden und was sie während der Zeit ihrer Trennung erleben. Die Überschriften machen deutlich, wo und wann das Geschehen im folgenden Kapitel stattfindet, und so erfährt der Leser in verschiedenen Ländern und auf verschiedenen Zeitebenen, wie das Meer und das Schicksal die beiden umherwirbelt. Das Hin- und Herspringen in Zeit und Raum stört jedoch keineswegs, und man findet den Anschluss schnell wieder. Der Klappentext stimmt übrigens so nicht unbedingt – Marina fährt John nicht mit dem Baby hinterher.
Marina und John lernen sich sehr jung kennen, und auch wenn sie verschiedene Affären haben, vergessen sie doch nie ihre Gefühle füreinander. Dem Krieg können sie nicht entgehen, sie sind vielmehr mittendrin, und mehr als einmal geraten sie mitten in Angriffe, müssen fliehen und erfahren viel Leid. Beide sind Überlebenskünstler, und dennoch sind sie nach dieser Zeit nicht mehr die jungen unbeschwerten Menschen, die sie bei ihrem Kennenlernen waren. Als Leser verfolgt man atem- und fassungslos das Geschehen und bezweifelt mehr als einmal, dass dies ein glückliches Ende nehmen kann. Mehr als einmal verpassen sich die beiden nur um Haaresbreite, sei es aufgrund der Kriegswirren oder einfach nur durch Zufall.
Immer wiederkehrendes Motiv, das sie beide verbindet, ist die Musik, und hierbei ein bestimmtes Stück von Chopin. Dieses Stück spielt Marina, als John sie zum ersten Mal sieht, auf ihrem Klavier, und das Bild bekommt er nicht mehr aus den Augen. Die Musik und was beide mit ihr verbinden hält sie am Leben und gibt ihnen Hoffnung, wenn alles aussichtslos erscheint. Aufgrund der Konzentration auf die beiden Hauptfiguren kommen die anderen Charaktere wie zum Beispiel Bea, Marinas Schwester, oder Harry West, ihr Chef und Liebhaber, naturgemäß etwas zu kurz, trotzdem spielen sie eine wichtige Rolle bei der Suche und im Leben der beiden, und der Leser erhält einen guten Eindruck von ihnen und ihren charakterlichen Eigenschaften.
Fazit: Sehr schöner, flüssig und doch kompakt geschriebener Roman über eine große Liebe, bei dem man ein glückliches Ende herbeisehnt, und es dann irgendwie schade findet, dass er nach 250 Seiten doch schon zu Ende ist. Die Autorin schafft es, mit prägnanten Worten eine dichte Atmosphäre zu schaffen, in die man als Leser sofort eintaucht und die einen das Geschehen um einen herum komplett vergessen lässt. Nicht nüchtern, sondern mit einfühlsamen und eindringlichen, aber nie kitschigen Worten erweckt sie ihre Charaktere zum Leben, schildert die Gräuel des Krieges und das Leid, das beide, jeder für sich, erfahren müssen. Der Klappentext stimmt übrigens so nicht unbedingt – Marina fährt John nicht mit dem Baby hinterher. Wie es wirklich ist, möge jeder selber lesen! Alles in allem wohl eher ein Frauenbuch, aber eines der tiefsinnigeren und allen Fans des Genres wärmstens empfohlen!