Das wahre Leben

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lesemaus2021 Avatar

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Die Geschichte wird aus der Sicht von Bo erzählt, der mit 89 Jahren alleine mit seinem Hund Sixten lebt und täglich von einem Pflegedienst betreut wird. Bo‘s Ehefrau ist an Demenz erkrankt und lebt in einem Pflegeheim. Hans, der gemeinsame Sohn meint, dass Bo mit Sixten überfordert ist und will den Hund ohne sein Einverständnis woanders unterbringen.

Ich kann mich an kein Buch erinnern, welches mich emotional so aufgewühlt hat, wie "Wenn die Kraniche nach Süden ziehen". Als Hundebesitzerin konnte ich mich so gut in Bo reinversetzen und seine Wut auf seinen Sohn, seinen Schmerz und die Enttäuschung regelrecht spüren und verstehen. Bo‘s Lage spiegelt das wahre Leben wieder und das macht das Buch aus. Das Leben als alter Mensch ist nicht einfach und hier wird nichts beschönigt, sondern die Realität erzählt. Einsamkeit, Verlust der Eigenständigkeit, aber auch Freundschaften und Familie sind die zentralen Themen. Emotionale Rückblicke und kleine Ausschnitte aus dem Pflegetagebuch runden die Erzählung von Bo‘s Alltag ab. Die Erzählung ist still und doch reißt sie oft tiefe Wunden ins Herz. Ich musste so oft darüber nachdenken, wie es mir später wohl im Alter ergeht. Bo steht stellvertretend für viele alte Menschen und die Autorin hat aus meiner Sicht deren Gefühlswelt perfekt wiedergegeben.

Diese Geschichte hat mich zum Weinen, zum Lachen und zum Nachdenken gebracht. Kurzum, ich wurde bestens unterhalten und werde bestimmt noch oft an Bo und Sixten denken. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass es nicht nur eine warmherzige und berührende Geschichte ist, sondern auch eine traurige.