Die Manns im Exil – ein vielversprechender Einstieg

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emmamarie Avatar

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Schon in den ersten Seiten von Wenn die Sonne untergeht wird man als Lesende/r in ein starkes historisches Setting gezogen: Der Sommer 1933, die Familie Mann im Exil, an einem fremden Ort – Sanary-sur-Mer –, mit der Angst und dem Verlust, den die Flucht mit sich bringt. Illies schafft es sehr schnell, die Wärme und Hitze des Südens, die Hitze nicht nur der Sonne, sondern auch politischer und innerer Spannungen, spürbar zu machen. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie sehr Heimatverlust und die Umbrüche außerhalb und innerhalb der Familie zusammentreffen.

Besonders beeindruckt der Stil: Florian Illies führt mit vielen kleinen Schilderungen, Momentaufnahmen und sprachlicher Eleganz in die Perspektive der Manns ein, ohne sie zu überfrachten. Man sieht Thomas, Katia und die Kinder vor dem geistigen Auge: ihre Sorgen, ihre Erinnerungen, ihre kleine Hoffnung trotz allem. Auch wenn nach 15 Seiten noch vieles offen bleibt – wer wird wie reagieren, wie stark werden die Konflikte zwischen den Geschwistern und mit dem Vater? – macht gerade dieses Ungewisse Lust, weiterzulesen. Illies stiftet hier Neugier und Anteilnahme.