Bedrohung in den 30er Jahren
        Illies hat ein besonderes Genre der Literatur- und Kulturbetrachtung geschaffen:kurze Szenen mosaikartig mit unterschiedlichen Perspektiven aneinandergereiht, dokumentarisch, fundiert, aber auch romanhaft aufbereitet. Was er in den bisherigen Büchern thematisch oder zeitlich begrenzt, konzentriert er hier auf die Familie Mann und einen kurzen Zeitabschnitt 1933. Im Februar reist das Ehepaar Mann ins Ausland, nicht ahnend, dass das der Anfang eines langen Exils werden wird. Im kleinen Ort Sanary am Mittelmeer werden sie den Sommer in unterschiedlicher Zusammensetzung mit ihren sechs Kindern verbringen. Dazu trifft sich dort eine illustre Kolonie von deutschen Literaten , die hier ihr erstes Exil finden. Illies beschreibt diese Konstellation: Auseinandersetzungen über die politschen Entwicklungen, familiäre Konflikte, literarische Ambitionen. Erschreckend, wie schnell die NS-Diktatur die persönlichen Verhältnisse bestimmt. Atmosphärisch dicht, aus sehr persönlicher Sicht, manchmal ironisch distanziert, manchmal romanhaft fiktiv ergänzt. Auch wenn diese Art der Geschichtsdarstellung nicht unumstritten ist, fand ich den Text sehr lesenswert.
      
    