Factettenreiches Porträt im französischen Exil

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nessie6 Avatar

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Während ich mit den Werken von Thomas Mann nie richtig warm geworden bin, hat mich der Roman von Florian Ilies schon im Verlauf der ersten Seiten gefesselt und begeistert. Das liegt zum einen an der Sprache des Autors, die mich schon bei "1913" angesprochen hat und meines Erachtens sehr gut zu lesen ist.
Zum anderen porträtiert Ilies nicht nur eine Familie, deren Mitglieder von unterschiedlichsten Interessen und Ideen geleitet werden, sondern entwirft ein facettenreiches Panorama der damaligen Zeit: 1933, kurz nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen und innerhalb weniger Wochen , beschließt Thomas Mann, mit seiner Familie nach einer Vortragsreise nicht nach Deutschland zurückzukehren.
In einem Grand Hotel in der südfranzösischen Stadt Sanary verbringt der Schriftsteller die folgenden Monate, wobei zunehmend mehr deutsche Exilant:innen dazustoßen. Dabei stehen Manns Erfahrungen im Hotel, die geprägt sind von Existenzangst und der Sorge darum, den eigenen Lebensstandard zu halten, im Gegensatz zum Handeln seiner Kinder, das deutlich politischer und weniger auf die eigene gesellschaftliche Stellung bezogen ist.
Während ich mit viel Vorwissen bezüglich der historischen Situation in diesen Roman gestartet bin, beschränkte sich meine Kenntnisse der Lebensgeschichte(n) der Manns bisher auf Schulwissen. Dementsprechend habe ich Ilies‘ Roman mit großem Interesse gelesen. Für diejenigen, die sich bereits gut in der Biographie Thomas Manns auskennen, mag das Buch an manchen Stellen aber etwas langatmig sein, mich hat es jedoch gut unterhalten.