Familie Mann ganz nah

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lisa buddensiek Avatar

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Florian Illies hat sich erneut mit akribischer Recherche an ein Werk gewagt, bei dem ich mich frage - erzählendes Sachbuch? sachlicher Roman basierend auf Fakten? Denn wie der Autor schon so schön sagt: "Wir waren nicht dabei". Für mich bezieht sich das Wir, dass im Roman vorkommt, auf Autor und Lesenden, die quasi als Zuschauer dem Erzählstrom folgen, den Illies aufgrund historischer Briefe, Tagebücher, Fotos etc. spinnt. Man hat so das Gefühl, der Familie Mann und ihrem ersten Stopp des Exils mit all seinem Gefühlschaos, ganz nah zu sein. So wird der große Literat und Nobelpreisträger ein wenig von seinem Sockel geholt, man bekommt auch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Exilanten - Trauer um den Verlust von Heimat und Besitz, Angst, Unsicherheit...ein Sommer der Extreme, grandios erzählt. Das Hörbuch, von Stephan Schad wunderbar interpretiert, ist ein großer Hörgenuss, der die Wortgewandtheit und den Humor perfekt transportiert.