Zeitgeschehen
Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies (S.Fischer Verlag)
So erleichtert ist Thomas Mann, dass er in Frankreich nach drei Wochen wieder sein Lieblingskind Elisabeth in die Arme schließen kann, dass er ihr abends, als sich ein prächtiger Regenbogenüber die Bucht von Le Lavandou spannt, den Schluss des Rheingolds von Wagner vorsingt. Wenn ihm seine Medi so ergriffen zuhört, können ihm die 43 Unterzeichner des Protests der Richard-Wagner-Stadt München doch glatt gestohlen bleiben. S.120
Florian Illies gibt Einblicke in die Familiengeschichte und die Beziehungen der Familie Mann und deren Freunde und Bekannten. Er verbindet die privaten Erlebnisse der Manns mit dem Zeitgeschehen. Hierbei erschweren die hiesigen Herrschenden und die jüdische Abstammung seiner Frau die Rückkehr ins alltägliche Leben. So landen Thomas Mann, seine Frau Katja und die sechs Kinder im Sommer 1933 am französischen Mittelmeer in Sanara-sur-Mer. Die Lage in Deutschland wird immer prekärer und so bleibt die Familie erst im Hotel und bezieht dann ein Haus. Das Ehepaar erlebt in diesem Sommer Zweisamkeit, einen strukturierten Alltag und intellektuelle Gespräche sowie einen regen Austausch mit Freunden.
Die Erzählung erscheint wie eine Sammlung von Momenteufnahmen aus der genannten Zeit. So zeichnet der Autor ein lebediges und vielschichtiges Bild. Er fängt die kleinen, unscheinbaren Momente des Alltags ein und verleiht ihnen Bedeutung. Man rückt der Familie Mann ein Stück näher und somit ist der Leser hautnah dabei, wenn Illies von individuellen Erfahrungen und Beobachtungen der Protagonisten erzählt. Die Figuren sind authentisch gezeichnet und Illies spart nicht mit ehrlichen Worten. So bekommt der ein oder andere, sein mit Augenzwinkern versehenes, Fett weg, doch ohne jemals beleidigend oder bloßtellend zu wirken. Der faktenbasierte, teils fiktive Text trägt tiefsinnige Gedanken und läd ebenso zum Schmunzeln ein.
Doch nicht nur die Details des Alltags stechen ins Auge, vielmehr fängt der Autor die Stimmung der damaligen Zeit sowie die Empfindungen und Meinung der Künstler und Intellektuellen ein. Illies schreibt von Sehnsucht, Heimatverbundenheit, denn zeifelsohne ist das hier kein normaler Urlaub, sondern eine, irgendwie den Umständen geschuldete, gefühlt erzwungen verbrachte Freizeit.
Gefallen hat mir das Kapitel „Danach“, in dem man etwas über den weiteren Werdegang und die Schicksale der Familienmitglieder und Freunde erfährt. Auch der Stammbaum am Ende des Buches erweist sich als hilfreich. Die Aufmachung finde ich sehr gelungen.
Fazit: Ein sehr schöner Roman, poetisch, ehrlich, intellektuell; ich habe ihn sehr gern gelesen!
So erleichtert ist Thomas Mann, dass er in Frankreich nach drei Wochen wieder sein Lieblingskind Elisabeth in die Arme schließen kann, dass er ihr abends, als sich ein prächtiger Regenbogenüber die Bucht von Le Lavandou spannt, den Schluss des Rheingolds von Wagner vorsingt. Wenn ihm seine Medi so ergriffen zuhört, können ihm die 43 Unterzeichner des Protests der Richard-Wagner-Stadt München doch glatt gestohlen bleiben. S.120
Florian Illies gibt Einblicke in die Familiengeschichte und die Beziehungen der Familie Mann und deren Freunde und Bekannten. Er verbindet die privaten Erlebnisse der Manns mit dem Zeitgeschehen. Hierbei erschweren die hiesigen Herrschenden und die jüdische Abstammung seiner Frau die Rückkehr ins alltägliche Leben. So landen Thomas Mann, seine Frau Katja und die sechs Kinder im Sommer 1933 am französischen Mittelmeer in Sanara-sur-Mer. Die Lage in Deutschland wird immer prekärer und so bleibt die Familie erst im Hotel und bezieht dann ein Haus. Das Ehepaar erlebt in diesem Sommer Zweisamkeit, einen strukturierten Alltag und intellektuelle Gespräche sowie einen regen Austausch mit Freunden.
Die Erzählung erscheint wie eine Sammlung von Momenteufnahmen aus der genannten Zeit. So zeichnet der Autor ein lebediges und vielschichtiges Bild. Er fängt die kleinen, unscheinbaren Momente des Alltags ein und verleiht ihnen Bedeutung. Man rückt der Familie Mann ein Stück näher und somit ist der Leser hautnah dabei, wenn Illies von individuellen Erfahrungen und Beobachtungen der Protagonisten erzählt. Die Figuren sind authentisch gezeichnet und Illies spart nicht mit ehrlichen Worten. So bekommt der ein oder andere, sein mit Augenzwinkern versehenes, Fett weg, doch ohne jemals beleidigend oder bloßtellend zu wirken. Der faktenbasierte, teils fiktive Text trägt tiefsinnige Gedanken und läd ebenso zum Schmunzeln ein.
Doch nicht nur die Details des Alltags stechen ins Auge, vielmehr fängt der Autor die Stimmung der damaligen Zeit sowie die Empfindungen und Meinung der Künstler und Intellektuellen ein. Illies schreibt von Sehnsucht, Heimatverbundenheit, denn zeifelsohne ist das hier kein normaler Urlaub, sondern eine, irgendwie den Umständen geschuldete, gefühlt erzwungen verbrachte Freizeit.
Gefallen hat mir das Kapitel „Danach“, in dem man etwas über den weiteren Werdegang und die Schicksale der Familienmitglieder und Freunde erfährt. Auch der Stammbaum am Ende des Buches erweist sich als hilfreich. Die Aufmachung finde ich sehr gelungen.
Fazit: Ein sehr schöner Roman, poetisch, ehrlich, intellektuell; ich habe ihn sehr gern gelesen!