Trauma-Transmission

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lalipu Avatar

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Das Schuljahr geht zu Ende und für die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa beginnen die ersten Ferien, die sie ohne ihren Sohn Paul verbringen wird. Tatsächlich war sie seit der Geburt ihres Sohnes noch nie mehrere Tage getrennt von ihm. Der Vater des Jungen lebt in einer anderen Stadt und hat sich bisher nur selten um das gemeinsame Kind gekümmert. Doch nun wird er zusammen mit Paul in den Urlaub fahren und vor der ausgelaugten Protagonistin Lisa liegt ein Sommer ohne mütterliche Aufgaben und berufliche Pflichten. „Lisas Tage waren wie eine zu kurze Decke- zog man an einem Ende, hatte man auf der anderen Seite zu wenig Stoff übrig.“ Aber wer ist Lisa, wenn sie keine Mutter ist? Lebt sie ihr (Wunsch-) Leben oder hätte ihr Leben auch anders verlaufen können? Nach Pauls Abreise fällt Lisa die alte Geige in die Hände, auf der sie als Kind -nicht ohne Talent- gespielt hat. Mutter Barbara erhoffte sich einst eine erfolgreiche Musikkarriere für die einzige Tochter, doch Lisa gab das Geigenspielen nach dem Abitur auf. Die vernachlässigte Geige war ein Erbstück des Großvaters und Lisa- die nun ausreichend Freizeit hat- beschließt das Instrument bei einem Restaurator wieder in Stand setzen zu lassen. Allerdings offenbart sich während der Reparatur ein dunkles Geheimnis, das die Geige und auch Lisas Familie betrifft. Gleichzeitig wird auch der alte Geigenbauer mit seinen eigenen nie überwundenen Traumata konfrontiert.
Lisas Aufarbeitung der Geschichte ihrer Familie, die Annäherung an den eigenwilligen Geigenbauer und dessen Schwester Ute ist sehr berührend und spannend. Auch die Beschreibung von Lisas Alltag als stets übermüdeter, aber auch aus tiefstem Herzen liebender alleinerziehender Mutter fand ich überzeugend. Sprachlich hat mir der Roman ebenfalls gut gefallen und es wird sicher nicht das letzte Buch sein, dass ich von der Autorin lesen werde.