Ich bin mir sicher, dass es ganz viele es lieben werden

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kianu Avatar

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Bücher, deren Inhalte auf Schriftverkehr, Tagebucheinträge und/oder Zeitungsartikel aufbauen finde ich spätestens seit den Illuminae-Akten von Jay Kristoff und Amie Kaufman wahnsinnig spannend. Man bekommt dadurch oft ein viel besseres Bild der Gefühlswelt der jeweiligen Protagonisten und auch der ehr umgangssprachlich gehaltene Ton, den viele Geschichten dadurch anschlagen, wirkt meinst glaubwürdiger.
Wie sich das Ganze allerdings mit einem Drama verbinden lässt, war für mich bis dato noch völlig unklar, bis ich Wenn du das hier liest zum ersten Mal in den Händen hielt – denn Autorin Mary Adkins hat hier ein Briefroman veröffentlicht, der sowohl Ecken und Kanten besitzt, als auch positive und negative Gefühle in mir ausgelöst hat.

Jade verkraftet den Verlust ihrer erst 33-jährigen, an Krebs erkrankten Schwester Iris nur schwer und auch Iris Chef Smith fühlt sich in seiner Trauer verloren, hat er doch die ganze Zeit über undefinierbare und unausgesprochene Gefühle für sie gehegt.
Als Smiths Praktikant wenig später zwischen Iris alten Unterlagen Auszüge aus ihrem Blog und eine handschriftliche Notiz für ihn findet, kontaktiert er kurzerhand Jade um sie nach ihrer Meinung für eine Veröffentlichung zu fragen – denn er hat die Erlaubnis erhalten, mit ihren Manuskripten zu verfahren, wie er es für richtig hält.
Zwar ist diese alles andere als begeistert und erteilt ihm kurzerhand eine Abfuhr, doch so schnell gibt Smith nicht auf. Und so entsteht ein reger E-Mail Kontakt zwischen den beiden, in dem sie die Schwächen und Stärken des anderen aufdecken und auch Gemeinsamkeiten entdecken…

Man merkt recht schnell, dass Jade und Smith in erster Linie die Trauer um Iris miteinander verbindet. Doch auch der jeweils wichtige Wendepunkt, an dem beide in ihrem Leben stehen, schafft ein Gemeinschaftsgefühl, das Anfangs zwar weniger von den Protagonisten selbst wahrgenommen wird, jedoch beim Leser deutlich spürbar ist.
Es ist definitiv keine typisch 0815 verlaufende Liebesgeschichte, die Mary Adkins hier präsentiert, sondern vielmehr ein Einblick in die aktuellen Lebenssituationen von Jade und Smith und ich glaube gerade das war der Knackpunkt, der leider nur sehr wenige Emotionen in mein Leserherz transportiert hat.
Zwar waren die Blogeinträge, die die todkranke Iris verfasst hat, sehr eindringlich, zum Teil auch lustig und manchmal tief traurig, aber selbst das konnte mein Gefühl nicht darüber hinwegtäuschen, dass alles sehr sachlich angegangen wird. Mir persönlich fehlte hier ganz oft die Wärme im Bauch, die man verspürt, wenn man etwas ganz Besonderes liest und leider waren mir die beiden Hauptprotagonisten bis zum Schluss ehr fremd und ziemlich egal.
Auch braucht es einige Zeit, bis die Seiten einen packen und man unbedingt wissen möchte wohin die Achterbahnfahrt die beiden führen wird, doch definitiv liegt auch hier das Hauptaugenmerk nicht auf einer romantischen Beziehungsentwicklung, sondern vielmehr auf den Phasen der Trauer und dem Danach.

Dennoch war die Atmosphäre deutlich an das bedrückende Gefühlsleben von Jade und Smith angepasst und dadurch sehr glaubhaft.
Das Leben geht manchmal seltsame Wege und führt zusammen, was zusammen gehört – auch wenn man vorher einige Steine entfernen muss.

Auch wenn mir die Art der Briefroman-Umsetzung von Wenn du das hier liest nicht ganz überzeugen konnte, bin ich mir trotzdem sicher, dass ganz viele es lieben werden.
Es war definitiv nett zu lesen, aber leider kein Highlight, das mich so berührt und mitgenommen hat, wie ich es mir gewünscht hätte.