Innovative Darstellung

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Form und Stil:

Das Buch lebt eigentlich von der sehr eigenwilligen Darstellung, die mich ein bisschen an "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer. Das Buch wird ausschließlich in Form von Social Media Einträgen, Emails und anderen modernen Kommunikationsformen dargestellt. Ich muss sagen, dass dieser Punkt mich leider ein wenig zwiegespalten zurücklässt. Was am Anfang noch an vielen Stellen sehr witzig gewesen ist und in Form der Blogeinträge der bereits gestorbenen Iris in weiten Teilen sehr berührend ist, geht mir an anderen Stellen wirklich wahnsinnig auf den Keks. Teilweise habe ich einige Stellen überflogen, weil Sie mich nicht wirklich interessierten. Insbesondere die geschäftlichen Emails von Simonyi haben mich eher genervt. Als sie dann doch einmal Bedeutung für die Geschichte hatten, habe ich es überlesen.

Dazu kommt, dass man sich viele Dinge selbst zusammenreimen muss. Auf der einen Seite ist das spannend, auf der anderen Seite fehlt einem viel der inneren Sichtweise, die ein allwissender Erzähler oder ein Ich-Erzähler nun einmal mitbringt. Das bringt der eigentlich so bewegenden Geschichte für mich eine Distanziertheit mit, die es mir wirklich schwer gemacht hat, mich berühren zu lassen.

Eigene Meinung:

Die Geschichte selbst ist ein typischer (Frauen)roman. Ein bisschen Tragik, ein bisschen Liebe, ein bisschen Humor und ein paar Konflikte führen zu ein bisschen Selbstfindung. Ein gutes Buch um es in sommerlicher Atmosphäre im heimischen Garten oder auf dem Balkon zu schmökern. Wirklich gut gefallen an der Geschichte hat mir Iris. Die so humorvolle, verrückte und lebensbejahende Blogeinträge verfasst und dabei die Quintessenz des Lebens und des Seins so gut trifft. Sie war für mich die einzige Person, zu der ich in diesem Buch wirklich eine Beziehung hergestellt habe. Ihr Leiden, ihre Wünsche und auch das Ende haben mich wirklich berührt. Selbst die verrückten grafischen Elemente im Blog haben irgendwie einen Sinn ergeben und dazu geführt, dass wenige Worte mit einer Grafik viel mehr erzeugt haben, als es vielleicht viele Worte getan hätten. Wirklich schön.

Ganz im Gegensatz dazu bleiben ihre Schwester und ihr Chef, die ja eigentlich das Gegenstück im Hier und Jetzt bilden sollten, für mich eher blass. Die Fehler die beide Charaktere mitbringen sind für mich durch die Emails zu offensichtlich und zu plakativ dargestellt. Beide haben viel durchgemacht, sind verschlossen und ein stückweit am Ende. Beide machen eine Wendung in dem Buch durch, die für den Leser zwar sachlich verständlich ist, emotional aber nicht wirklich nachvollzogen werden kann, weil das Buch dazu zu wenig hergibt. Simonyi hat mich zudem die meiste Zeit furchtbar aufgeregt, am schlimmsten war für mich jedoch sein neuer Assistent Carl. So dumm kann man doch wirklich nicht mehr sein. Einige Male wusste ich wirklich nicht, ob ich Lachen oder nur noch den Kopf schütteln soll. Toll fand ich auch die Idee mit der automatischen Therapeutenvertretung und die Antworten die von dieser kamen. Diese haben mich teilweise wirklich zum Nachdenken gebracht.

Fazit:
Ein Buch mit Höhen und Tiefen, dem ich insgesamt 3,5 Sterne geben würde. 3 der Sterne sammelt dabei alleine Iris mit ihrem Blog ein.