Viele gute Gedanken in einem zu schnellen Tempo

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sandraslesewelt Avatar

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Zur Autorin:

"Mary Adkins studierte Jura, arbeitete lange als Anwältin und unterrichtet heute Storytelling in New York. Sie ist preisgekrönte Autorin diverser Theaterstücke und hat für zahlreiche Zeitungen, u. a. die New York Times, geschrieben." (Bucheinband, 1. Auflage April 2019)


Zum Cover:

Das Cover hat direkt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als ich es zum ersten Mal online sah. Irgendwie hat es mir direkt gut gefallen. Es ist dezent gehalten, eher in weiß und Pasteltönen. Dazu der Titel oberhalb einer angedeuteten Skyline, der wie eine Wolke erscheint. Ganz unten der Name der Autorin. Alles in allem eine runde Sache.

Hinzukommt: Entfernt man das Cover vom gebundenen Buch ist es in weiß gebunden, jedoch ist es ein irisierendes weiß, was einfach toll ausschaut!


Zum Buch:

Das Buch spielt nach dem Tod des eigentlichen Hauptcharakters: Iris ist 33 als sie die Diagnose Krebs im Endstadium erhält. Nur sechs Monate später stirbt sie.


Im Buch erlebt der Leser die Monate nach ihrem Tod aus Sicht ihres ehemaligen Chefs Smith und aus Sicht ihrer älteren Schwester Jade. Ihr Chef geht mit seiner Marketing Firma und einem übereifrigen Praktikanten gerade durch eine schwere Zeit und vermisst seine kompetente Mitarbeiterin, der er immer noch gelegentlich E-Mails schreibt, um ihr von seinen Problemen zu erzählen. Eines Tages findet der Praktikant Iris' Habseligkeiten sowie ihre ausgedruckten Blogbeiträge in einer Schublade, mit der Bitte an Smith versehen mit diesem Script irgendetwas zu tun. Bei dem Versuch die Gegenstände der Schwester zukommen zu lassen, kommen Smith und Jade in Kontakt, welchen sie fortan mit Höhen und Tiefen führen.

Auf diese Weise erfährt der Leser sehr viel aus dem Leben der Verstorbenen, da sich Smith und Jade natürlich sehr viel über diese austauschen, über ihre Ideen und Träume, aber auch über ihre Vergangenheit. Durch die Blogbeiträge selbst, die immer wieder inklusiver Zeichnungen in dem Buch eine Rolle spielen, erfährt der Leser zudem sehr genau, wie Iris sich mit ihrer Krankheit auseinandersetzte.


Die Charaktere fand ich durch die Bank sehr interessant. Sie sind vielschichtig und haben alle ihre Probleme im Leben, meistens haben diese mit ihren Familien zu tun.

Iris' Beiträge geben einem zu denken. Sie ist genau in meinem Alter, als sie stirbt und all ihre Fragen und unerfüllten Träume haben auch mir zu denken gegeben. Was verschiebt man nicht alles auf später, auf einen Moment, der besser passt als das "Jetzt". Aber wer kann uns mit Sicherheit sagen, dass dieser Moment kommen wird? Jeden von uns kann eine Diagnose wie die von Iris von heute auf morgen aus der heilen Welt voller Pläne reißen. Diesen Gedanken macht das Buch sehr deutlich ohne dabei dunkle Omen oder tieftraurige Handlungsstränge zu benutzen.

Jade und Smith dagegen stehen mitten im Leben, sind und waren immer mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und vor allem Jade fragt sich nun, wie sie so viel über ihre Schwester nicht wissen konnte. Man sieht an diesen beiden sehr deutlich, wie Menschen auf unterschiedliche Weisen mit einem Verlust umgehen und welche Gedanken sie sich oft erst zu spät machen. Ja, man sollte Zeit mit Menschen verbringen, Fragen stellen und gemeinsame Erfahrungen sammeln, solange man kann!

Aber auch die anderen Charaktere aus dem Buch geben dem Leser über unterschiedliche Thematiken zu denken.



Fazit:

Das Buch behandelt mit der Krebserkrankung einer jungen Frau ein ernsthaftes und trauriges Thema, drück aber nicht ständig auf die Tränendrüse. Man fühlt zwar mit der Betroffenen mit und kann sich selbst Gedanken zum Thema machen, jedoch lockern die vielen E-Mails ihrers ehemaligen Chefs und ihrer Schwester die Situation merklich auf. Nichts wird ins lächerliche gezogen, aber es wird doch ein Gewicht von den Schultern des Lesers genommen. Dies hat mir sehr gut gefallen. Auch die verschiedenen anderen Thematiken, die angesprochen werden, geben einem bei näherem Hinsehen einiges mit auf den Weg und zeigen vor allem, wie falsch man den einen oder anderen Menschen einschätzt oder nur meint ihn zu kennen, jedoch nicht wirklich weiß, wie er oder sie ist.


Auf der anderen Seite ging mir durch den Schreibstil ein wenig Tiefgründigkeit verloren. Es fühlte sich durchweg oberflächlich und rasant an. Zwar ist es wohl genau dieses stilistische Mittel, das dem Buch die Schwere nimmt, jedoch huscht man dadurch auch sehr schnell durch und es können schnell wichtige Details und Gedanken verloren gehen.


Leseempfehlung:

Für alle, die im digitalen Zeitalter angekommen sind und genre mal einen anderen Schreibstil lesen möchte, ist dieses Buch eine Option. Es ist sicherlich eine interessante Herangehensweise an ein ernstes und trauriges Thema, das zu denken gibt, aber nicht erdrückt.

Alles in allem würde ich gerne 3,5 Sterne vergeben.