Grandioser Debütroman!

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katrriin Avatar

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„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ von Anna Maschik ist bestimmt einer der längsten Titel, den ich je gelesen habe. Was mich nicht weniger neugierig auf das Buch gemacht hat – im Gegenteil, sowohl der Titel als auch das Cover haben mich schon sehr angesprochen.

Der Roman erzählt die Geschichte einer Bauernfamilie über mehrere Generationen hinweg, wobei vor allem der Fokus auf den weiblichen Familienmitgliedern liegt. Es beginnt mit der Urgroßmutter Henrike der Protagonistin Alma, die im heimlichen ein Schaf schlachtet und endet mit einem Zitronenbaum. Dabei bleibt die Erzählung keinesfalls chronologisch, viel mehr werden fragmentarisch Ausschnitte der verschiedenen Leben gezeigt, die Almas Leben generationsübergreifend beeinflusst haben. Dabei ist vor allem spannend, nicht was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Maschik bedient sich verschiedener Erzählperspektiven und -verfahren, um einen Zusammenhang zwischen den Familienmitgliedern herzustellen. Dabei passiert vor allem zwischen den Zeilen und intertextuell ganz viel. Sprachlich erinnert Maschiks Schreibstil dabei unter anderem an Romane von Mariana Leky oder Juli Zeh – beides große Autorinnen der heutigen Zeit, die auch zu meinen Lieblingsautorinnen zählen.

Ich fand den Roman so großartig, dass ich ihn direkt nochmal lesen musste, um wirklich alle Zusammenhänge zu verstehen. Dieses Buch lädt durch seine besondere Erzählweise aber auch wirklich dazu ein, mehrmals gelesen zu werden und auch während des Lesens immer wieder zurückzublättern. Denn die Lektüre des Buchs erinnert an das, als was die Protagonistin ihre eigene Lebensgeschichte bezeichnet: eine „Eingeweideschau“. Dadurch regt der Roman trotz seiner relativen Kürze mit 240 Seiten zum Nachdenken an und lässt nicht so schnell wieder los. Ich gehe davon aus, dass der Roman deshalb auch nicht für jede:n so ansprechend ist, wie er es für mich war. Wer aber Lust hat, ein Buch nicht nur zu lesen, sondern es „auf seine Beschaffenheit zu untersuchen“ und sich damit wirklich auseinanderzusetzen, landet hier wirklich einen Volltreffer.

Ich persönlich liebe es, ein Buch sowohl sprachlich als auch erzähltechnisch und inhaltlich zu analysieren und selbst auf Zusammenhänge, wiederkehrende Symbole, Sätze und Metaphern zu stoßen. Und damit war „Schafe töten“ für mich wirklich ein perfekter Roman! Ich glaube, dieses Buch könnte man auch perfekt in der Schule oder einem Uni-Seminar gemeinsam lesen und besprechen, da ich trotz zweifacher Lektüre gewiss nicht auf alles gekommen bin, was dieses Buch zu bieten hat und ich große Lust hätte, mich mit anderen darüber auszutauschen.

Für mich war „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ jedenfalls perfekt und definitiv ein Jahres-, wenn nicht sogar Lebenshighlight! Ein sehr gelungener Debütroman, der hoffen lässt, noch mehr von der Autorin zu hören!