Ich bin gebannt

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violettera Avatar

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Faszinierend ist schon das Cover, die aufgeschnittene Zitrone, die Scheiben senkrecht übereinander und in diesem Bild der lange sperrige Titel, der nichts vom Inhalt preisgibt, nur die Neugier weckt. Und dann diese Sprache, unnachahmlich knapp, kein Wort zu viel, aber so bildstark. Es geht um die Herkunft, eine bäuerliche Familiengeschichte über vier Generationen, die Frage, warum wir werden, wie wir sind. Zahllose Romane behandeln diese Thematik in opulenter Ausführlichkeit. Wie Anna Maschik sie angeht, begeistert mich. Sie erzählt die Geschichte vorwiegend aus Sicht der Frauen, beginnend mit der norddeutschen Urgroßmutter, die heimlich ein Schaf schlachtet, um die Familie zu ernähren. Die Kapitel sind sehr kurz, oft nur wenige Sätze, im Präsens erzählt und nicht immer chronologisch geordnet. Die stark verdichtete Prosa lässt Zwischenräume offen, viel Raum zum Nachdenken und für die eigene Phantasie. Ist das noch ein Roman oder vielleicht ein langes Gedicht, voller Magie und einprägsamer Bilder? Für mich ist dieses Buch eine Entdeckung, ein besonderes Leseerlebnis. Eines, das ich immer wieder zur Hand nehmen mag.