Mehr Konzept als Gefühl

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jennyreads Avatar

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Ich hatte große Erwartungen an "Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten", aber leider konnte mich das Buch inhaltlich und stilistisch kaum überzeugen.

Maschik erzählt die Geschichte einer Familie über mehrere Generationen hinweg: vom Leben auf einem Hof an der Nordsee bis in die Gegenwart. Das klingt zunächst spannend und atmosphärisch, tatsächlich wirkt der Text aber eher wie eine lose Sammlung von Momentaufnahmen. Es gibt keine klare Linie, keine erkennbare Entwicklung, sondern viele kleine Szenen, die sich kaum zu einem Ganzen fügen. Wer hier eine zusammenhängende Familiengeschichte erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein.

Auch sprachlich blieb das Buch für mich schwierig. Die knappen, oft abgehackten Sätze sollen wohl poetisch und reduziert wirken, doch auf mich machten sie einen eher monotonen Eindruck. Nach einigen Kapiteln stellte sich eine gewisse Ermüdung ein, weil sich Formulierungen und Motive ständig wiederholten, ohne dass sie emotional etwas Neues transportierten.

Die Figuren bleiben über weite Strecken schemenhaft. Ich hatte Mühe, sie auseinanderzuhalten oder wirklich zu verstehen, was sie antreibt. Statt Nähe entsteht Distanz, und selbst die vermeintlich starken Bilder verlieren mit der Zeit an Wirkung. Auch die surrealen Elemente wirkten für mich eher aufgesetzt als bedeutungsvoll.

Am Ende hatte ich das Gefühl, dass hier vieles gewollt kunstvoll wirkt, ohne wirklich zu berühren. Die Idee, den Generationen einer Familie nachzuspüren, ist stark, aber die Umsetzung blieb für mich zu verkopft und unzugänglich.

Eine ambitionierte, aber überkonstruierte Familienerzählung, die mehr Eindruck durch Stil als durch Gefühl hinterlässt. Für mich war das leider kein Lesegenuss.