Solider Krimi, dem es teilweise an Spannung und Tiefe fehlt

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leyia Avatar

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Inhalt:

In Karen Winters "Wenn du mich tötest" geht es um die Ehe von Julian und Laura Tahn. Während ihres Urlaubes in Schottland geschieht etwas und plötzlich verschwindet Laura in der Sandwood Bay. Julian meldet sie als vermisst, gerät aber bald selbst ins Visier von Ermittler John Gills. Dann wird eine kaum noch zu identifizierende Frauenleiche angespült.

Meine Meinung:

Das Cover sieht sehr düster aus und gefällt mir ganz gut. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, insgesamt kann man das Buch ganz angenehm und ohne größere Längen durchlesen. Es hält eine gewisse Grundspannung, man will wissen was passiert ist und erkundet immer weiter die Vergangenheit vor allem von Julian Tahn. Doch die großen Spannungsmomente bleiben aus, das Ganze wird eigentlich nach und nach in Ruhe aufgelöst. Zum Teil gibt es Beschreibungen von wichtigen Ereignissen, die dem Ermittler so nicht bekannt werden. Vieles erzählen Julian und Laura dann einfach irgendwann selbst. Das ist durchaus interessant und besonders Julians Vergangenheit ist spannend, doch es kommt eben auch nicht zu großen unvermuteten Wendungen. Dass es am Ende nicht so einfach ist, dass Julian seine Frau umgebracht hat, war mir von vornherein klar. Die tatsächliche Auflösung deutet sich dann aber auch schon lange an und ist keine große Überraschung mehr. Tatsächlich ist sie dann nur viel harmloser als man es eigentlich erwartet hätte.

Positiv erwähnt werden muss die Beschreibung von Schottland. Die Gegend eignet sich natürlich hervorragend für solch einen Krimi und man bekommt direkt Lust auf einen Urlaub an der Nordwestküste. Die Einsamkeit und Weite der Gegend, das stürmische Meer und die Eigenarten der Bewohner sind sehr authentisch beschrieben.

Negativ ist für mich dagegen, dass viele Handlungsstränge nicht komplett ausgeschöpft werden. Einigen Personen hätte man viel mehr Tiefe verleihen können. Peter Dunn ist für mich zum Beispiel ein sehr interessanter Charakter, dessen Leben und Person im Nachhinein aber nicht sonderlich wichtig für die Geschichte sind. Seine Vergangenheit mit dem Tod seiner Schwester, dem Stiefvater und seiner "Begabung" hätte mehr Potential gehabt und es wäre schön gewesen, wenn es für die Auflösung der Geschichte irgendwie wichtig gewesen wäre. Auch seine Eingebungen beim Fundort der Leiche sind ja nicht ausschlaggebend, am Ende entscheidet die DNA-Analyse wie es weiter geht. Auch die Geschichte um John Gills ist im Grunde genommen unwichtig, er hat ein Kind und kümmert sich nicht drum, am Ende überlegt er es sich anders. Ansonsten ist er trotz seines großen Anteils an der Geschichte irgendwie blass geblieben. Auch über die Vergangenheit mit Julians erster Ehefrau Monique und seinem Vater hätte ich gerne mehr erfahren. Wieso ist Julian zu einem aggressiven Menschen geworden, wie war seine Kindheit? Warum ist Monique bei ihm geblieben und wieso haben sie sich so oft gestritten, was hat sie verbunden? Genauso wenig habe ich verstanden was Laura Tahn dazu bewogen hat bei Julian zu bleiben, auch wenn das Ehepaar Tahn mit viel mehr Tiefe beschrieben ist als der Rest der Personen. Aber ein paar mehr Gedankengänge von Laura und etwas mehr Entsetzen darüber was Julian ihr schlussendlich antut (auch wenn das nur angedeutet ist) wären schön gewesen. Insgesamt sind viele Dinge einfach nur angedeutet und nicht genau ausgearbeitet. Dafür führen die Handlungsstränge aber am Ende zusammen und es ist durchaus logisch, es gibt keine Fehler oder offene Fragen.

Fazit:

Ein gut zu lesender und durchaus spannender Krimi, dem aber die großen Spannungsmomente fehlen. Die Personen und ihre Geschichten sind interessant, sie hätten aber teilweise mit mehr Tiefe ausgearbeitet werden können und sind nicht immer bedeutend für die Geschichte. Ein solider aber nicht herausragender Krimi.