Kein echter Psychothriller

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Der deutsche Urlauber Julian Tahn taucht völlig durchnässt in der Bar des Kinlochbervie Hotels auf und meldet seine Frau Laura als vermisst. Beide hatten in der einsamen Sandwood Bay gezeltet, als Laura verschwand. Die örtliche Polizei erhält bald Unterstützung durch John Gills, der aus der Gegend stammt und zunächst nur ungern dort ermitteln will. Als Blutspuren im Zelt gefunden werden und ein Fischer über einen beobachteten Streit zwischen den Eheleuten berichtet, gerät Julian Tahn in den Fokus der Ermittler.
Mit viel Liebe zum Detail werden die Landschaft und deren Bewohner beschrieben. Das Tempo ist dementsprechend eher gemächlich, zumal es ja auch hauptsächlich um Spekulationen geht. Die Ehefrau ist zwar verschwunden, aber mehr weiß man nicht. Dafür wird relativ schnell klar, dass Julian etwas zu verbergen hat, denn in seiner Vergangenheit muss etwas geschehen sein. Immer wieder lässt die Autorin Julian gedanklich zurückblicken, aber dabei nicht über Anspielungen hinausgehen.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die handelnden Personen nicht wirklich sympathisch, es gibt keinen echten Sympathieträger. Karen Winter sorgt allerdings dafür, dass insbesondere Julian und Laura immer wieder in ein anderes Licht gerückt werden.
Lange Zeit wird der Leser im Unklaren gelassen, was genau in der Bucht geschehen ist. Allerdings ist offensichtlich, dass die Lösung nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Auflösung ist dann allerdings überraschend, vielleicht auch ein bisschen konstruiert. Und vor allem ist das Ende in jeder Hinsicht tragisch.
„Wenn du mich tötest“ ist flüssig und angenehm lesbar geschrieben, ich würde den Roman aber nicht unbedingt Psychothriller nennen. Das Highlight ist sicher die gelungene Beschreibung der Region und auch die Person John Gills als Ermittler hat das Potential zu einer Fortsetzung.
Insgesamt ein nettes Buch für zwischendurch, das aber nicht lange in Erinnerung bleibt. Deshalb leider nur drei Sterne.