Wenn eine Konfrontationstherapie in einem Kochbuch endet

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wortknaeuel Avatar

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Linda Zervakis finde ich spätestens seit ihrem Podcast „Gute Deutsche“ super sympathisch. Da plaudert sie mit illustren Gästen über deren Lebenserfahrungen als „Mensch mit Migrationshintergrund“, wenn man nirgends so richtig dazugehört und immer zwischen den Stühlen sitzt. Ganz mein Thema. Genauso auch ihr jüngstes Projekt. Gibt es einen besseren Grund, ein Kochbuch zu schreiben, als „Weil ich es hasse zu kochen“? Haha, ich kann es nachvollziehen! Ich bin auch eine leidenschaftliche Esserin, aber eine leidliche Köchin.

Genauso authentisch, locker-flockig und unterhaltsam wie ihr Podcast kommt auch ihr Buch rüber. Die Autorin ist geprägt von Hamburg und von Griechenland, und so ist es auch mit den Rezepten. Mit ihrer Mutter zeigt sie uns zum Beispiel, wie „Mamas Pita“ gebacken werden. Überhaupt hat Kochen und Essen hier eine ganz starke soziale Komponente. Für viele Rezepte hat sie sich Freunde eingeladen und lässt sich etwas zeigen, was sogar sie schafft, nachzukochen. Also mit dem Anspruch, relativ simpel zu bewerkstelligen. Da sind so kulinarische Banausen dabei wie Bjarne Mädel, der von sich sagt, seine Ernährung sei „sehr kindergeburtstagsorientiert“ und sie so zu einer Currywurstsauce inspiriert. Aber auch Micha Schäfer, Sternekoch vom „Nobelhart & Schmutzig“ (Berlin), der die minimalistische Dreiklang-Komposition Kartoffel / Zwiebel / Apfel beisteuert.

So ist eine kleine, bunt zusammengewürfelte und absolut konzeptlose Rezeptsammlung zustande gekommen – und damit ein wunderbar sympathisches Kochbuch. Denn es erinnert mich ganz stark an den Sammelordner mit handgeschriebenen Rezepten von Oma, Mama, Mamas Freunden, meinen Freunden und Freunden von Freunden … Ich liebe es!

Die Rezepte sind sehr schön in Szene gesetzt, denn begleitet wurde Linda Zervakis von der Fotografin und Co-Autorin Elissavet Patrikiou, ebenfalls deutsch-griechisch geprägt (und übrigens Autorin eines vegetarischen Griechisch-Kochbuches). Hätte gern noch Nachschlag, bitte!