Achterbahnfahren - mehr oder weniger kontrolliert!

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plutori Avatar

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Ich habe dieses Buch als Leseexemplar erhalten, und obwohl ich vorher noch nichts von Antonia Wesseling gelesen hatte, hat mir ihr Schreibstil sofort gefallen und ich werde definitiv noch öfter Werke von ihr lesen. Obwohl es um teils schwierige Themen wie Trauma und mentale Krankheiten ging, ließ der Roman sich gut und schnell lesen, hat aber trotzdem noch zum Nachdenken angeregt und einen guten Einblick in ein Leben, das gezeichnet von tragischen Erlebnissen ist, gegeben. Maggies und Leos Geschichte ist spannend, emotional und ergreifend - genau so liebe ich es!
An dieser Stelle möchte ich dennoch erwähnen, dass das Buch zwar schnell und leicht zu lesen ist, die Thematik aber dennoch voller Trigger ist und man sich dessen bewusst sein sollte. Aber glücklicherweise gibt es hinten im Buch eine Liste mit TW ;)

Ab hier folgen Spoiler, weil ich sonst nicht genau ausdrücken kann, was ich möchte :) Nur so als kleine Warnung!


Story
Die (Liebes-)Geschichte zwischen Maggie und Leo bleibt durchgängig unfassbar spannend, vor allem durch Maggies impulsives Verhalten im Verlauf des Romans. Auf der einen Seite hat mich eben dieses impulsive Verhalten beim Lesen genauso wahnsinnig gemacht wie es Leo in den Wahnsinn getrieben hat, auf der anderen Seite konnte ich Maggies Verhalten an vielen Stellen sehr gut nachvollziehen und hätte vermutlich ähnlich gehandelt. Die Art, wie die Autorin so schwierige Thematiken wie Borderline, Verlust und Trauma eingearbeitet hat hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
Aber auch die eigentliche Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren ist toll. Ein Zufalls-One Night Stand, zwei Jahre Funkstille und dann eine Achterbahnfahrt (auch wenn diese eher nicht kontrolliert ist!)... genau so sieht für mich ein guter Liebesroman aus. Ein bisschen Drama macht das ganze doch immer besser ;)

Charaktere
Meine Meinung über Maggie ist schwierig. Von Charakteren mit Erkrankungen wie Borderline liest man leider selten, und oft werden sie als schlechte Menschen und, wie Maggie selbst sagt, Monster dargestellt. All das trägt nicht gerade dazu bei, dass solche Menschen von Außenstehenden verstanden werden und oft werden Menschen mit psychischen Erkrankungen einfach nur in Schubladen gesteckt. Dass dies nicht immer so sein muss und Menschen wie Maggie einfach nur Menschen mit einer Besonderheit sind, hat die Autorin meiner Meinung nach wundervoll dargestellt und dafür liebe ich Maggie als Charakter. Die Einsicht in Maggies innere Welt ist toll gewesen und auch wie Wesseling Maggies Kontrollverlust über sich selbst und ihre Gefühle geschrieben hat, ist großartig. Obwohl Maggie ein sehr impulsiver Mensch ist, der sich teilweise nicht kontrollieren kann und andere verletzt und in den Wahnsinn treibt, bleiben ihre Verhaltensmuster größtenteils nachvollziehbar - und das auch für jemanden ohne BPD.
Andererseits... Zwischendurch habe ich manchmal an Leos Verstand gezweifelt, ich hätte vermutlich nicht so lange durchgehalten, wenn jemand mir solch harte Worte vor den Kopf geknallt hätte. Maggies Worte und Verhaltensweisen in manchen Momenten sind brutal, auch wenn sie dies nicht will und es von ihrem BPD ausgelöst wird. Ich an Leos Stelle wäre vermutlich nicht zu ihr zurückgekehrt. Aber genau das macht ihn zu einem so tollen Charakter. Er gibt nicht auf und kämpft für die Dinge und Menschen, die ihm wichtig sind, auch wenn er selbst dabei verletzt wird.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht auch mal erwähnen, dass Alicia einfach super ist. Die Arme kriegt alles ab, aber bleibt standhaft und an Maggies Seite, einfach die perfekte Freundin und Mitbewohnerin! So jemanden brauchen wir doch alle in unserem Leben :D

Kritik
Nicht zum Inhalt, aber zum Cover: Der Schriftzug ist so chaotisch und unregelmäßig, dass das sonst sehr schöne Cover irgendwie unordentlich wirkt. Aber das ist auch nur eine Kleinigkeit, die mein perfektionistischs Ich bemerkt hatte.