Eine wundervolle Geschichte vom Verlieren und Sich-Finden!

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rikiilove Avatar

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"Alles, was ich fühle, ist viel. Ist schnell. Ist wild und intensiv."

Die Rezension zu diesem Buch zu schreiben fällt mir unglaublich schwer. Nicht etwa, weil das Buch schlecht sei, viel eher, weil ich Angst habe, nicht die richtigen Worte zu finden. Weil ich Angst habe, Maggies verschiedene Farben nicht zu sehen oder ihre Wut misszuverstehen. Während des Lesens gab ich mein Bestes dies zu verhindern, was nicht immer leicht war. Ohne zu viel zu Spoilern, kann ich definitiv vorwegnehmen, dass es ein intensives und durchaus emotionales Buch, welches auch durch den wundervollen Schreibstil der Autorin glänzt, ist.

Die einzigartige Geschichte von Leo und Maggie hat mich berührt und verwirrt. Sie war ganz anders, als ich erwartet hatte. So traurig und gleichzeitig so humorvoll. Sie handelt von Trauer und von Hochmut. Vom Verwirklichen von Träumen und vom Verlieren in sich selbst. Verlieren in Gefühlen, in schier endloser Wut und Verzweiflung. Aber auch vom Sich-Finden, und genau das ist das Schöne an dieser Geschichte. Bedrückende Passagen, die eine Message vermitteln, die nicht so leicht zu verdauen ist, werden vom Humor der beiden Protagonisten abgewechselt. Das Setting und Sommer-Feeling war einfach perfekt. Die Vibes zwischen den beiden sind genial. Auch Maggies beste Freundin passt super zur Geschichte und fungiert nicht nur als überflüssige Lückenbüßerin.
Maggies Temperament und ihre psychische Gesundheit stehen definitiv im Vordergrund der Geschichte. Ein überaus wichtiges Thema wird hier angesprochen und dem/der Leser:in mittels wundervollen Zitaten möglichst verständlich erklärt.

Ich fand es jedoch etwas schade, dass Leos Geschichte und seine Probleme nicht so ganz behandelt wurden. Klarerweise kann man in einem Buch nicht jede Geschichte erzählen, jedoch kam mir Leo hier einfach zu kurz, der Fokus lag definitiv auf Maggie und ihrer Gefühlswelt. Was nicht unbedingt schlecht ist, denn dieses Buch behandelt nunmal ein tabuisiertes Thema und leistet definitiv auch Aufklärungsarbeit. Manchmal hatte ich aber das Gefühl, dass Leo nur als verständnisvoller Good Boy, der immer einen guten Rat hat, immer rational denken kann und keine Fehler hat, dargestellt wurde. Ich hätte mir oftmals eine menschlichere Reaktion gewünscht, einfach auch eine gewisse Emotionalität seinerseits. Denn auch das gehört dazu. Es gehört dazu, dass Freunde und Familie im Umgang mit Angehörigen mit psychischer Erkrankung Fehler machen. Dass sie nicht immer ideal reagieren und oftmals nicht weiter wissen, aber genau das hat Leo fast immer gemacht. Ich will mich nicht beschweren, das war sicherlich gut für Maggie, aber ich hätte meine eigenen Gefühle wahrscheinlich nicht immer so unter Kontrolle gehabt wie er.

Trotz dieses Kritikpunkts war die Geschichte der beiden etwas total Neues für mich und hat mich zum Nachdenken bewegt. Auch das Nachwort der Autorin hat mich berührt. Alles in allem ein sehr gutes Buch mit besonderer Thematik! Von mir bekommt 'Wenn ich uns verliere' 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!