Das Schicksal der Pflegekräfte aus dem Osten

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imperatorwilma Avatar

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Wie tausende andere Frauen auch, verlässt Manuels Mutter ihr Heimatland Rumänien, verlässt ihre Familie, um im Westen Geld zu verdienen. Und so arbeitet sie in Mailand, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und schickt den Großteil ihres Gehalts in die Heimat zurück. Zwar sind ihre beiden Kinder gut mit Geld versorgt, doch wachsen sie ohne ihre Mutter auf und langsam aber sicher beginnt der Familienzusammenhalt zu bröckeln. Und auch die Mutter vermisst ihre Kinder immer mehr, doch scheint es in Rumänien keine Alternative zu geben.

Ich war wirklich gespannt auf das Buch, da ich immer wieder durchaus positive Meinungen zu Marco Balzano gehört habe, vor allem aber, da mich die Brennpunktthematik sehr ansprach. Pflegekräfte aus Osteuropa, die Stützen des Mittel- und Westeuropäischen Rentensystems und deren körperliche und geistige Ausbeutung ist ein Thema, das mich zwar brennend interessiert, mit dem ich mich leider aber noch nicht so intensiv beschäftigt habe, wie ich es gerne wollen würde. Jedenfalls erhoffte ich mir durch dieses Buch einen tieferen Einblick. Diesen bekam ich dann auch, größtenteils in für mich zufriedenstellendem Ausmaß. Zwar haben wir drei unterschiedliche Perspektiven, die Mutter, den Sohn und die erwachsene Tochter, doch der Fokus liegt definitiv auf den Auswirkungen dieser Wanderarbeit auf die Psyche und das Schicksal der Zurückgeblieben. Zwar wird das, was die Arbeit mit der Mutter psychisch macht, auch sehr genau beschreiben, allerdings hatte ich mir auch erhofft, auch ein wenig mehr über die Hintergründe und Abläufe, wie beispielsweise Bezahlung oder etwaige Probleme mit den Behörden, gewünscht. Der Punkt, der mich leider am meisten enttäuscht hat, ist die fehlende literarische Tiefe des Buches. Sprachlich hat mich das Buch trotz der drei verschiedenen Perspektiven ziemlich kalt gelassen. Der Schreibstil hat sich für mich kalt und abweisend angefühlt, hat bei mir beim Lesen kein angenehmes Gefühl erzeugen können. Und so konnten mich die Protagonist:innen trotz der genauen Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle nicht mitreißen. Zwar scheint das Buch direkt dafür gemacht zu sein, voller Empathie mit diesen mit zu fiebern, doch bei mir blieb es leider aus, dass ich auf dieser persönlichen und emotionalen Ebene abgeholt werde.

Letztendlich ist das Buch thematisch von enormer Bedeutung und trotzdem, dass es mehr literarische Tiefe vertragen hätte, immer noch sehr lesenswert.