Die Geschichte einer zerrissenen Familie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
gabriele 60 Avatar

Von

Moma verschwindet über Nacht. Nur ihrer halbwüchsigen Tochter Angelica hinterlässt sie einen Brief. Der obliegt es nun, den Vater und den jüngeren Bruder zu informieren.
Heimlich hat sich Daniela zum Bus geschlichen, der sie von einem rumänischen Dorf ins italienische Mailand bringt, um dort mit der Pflege Alter und Kranker Geld zu verdienen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Kindern durch eine bessere Bildung den Weg aus der Armut zu ermöglichen.
Erzählt wird aus drei Perspektiven: Der zehnjährige Manuel kommt als erster zu Wort. Seine Verlassenheit und sein Unverständnis für die Mutter sind sehr nachvollziehbar herausgearbeitet. Im zweiten Teil begleiten wir Mutter Daniela durch ihren – alles andere als einfachen - Italienaufenthalt.
Wegen eines Unfalls ist sie in die Heimat zurückgekehrt und legt ihre Version der Geschichte dar.
Zum Schluss erzählt Tochter Angelica von ihren Erinnerungen und Zukunftsträumen.
Der am 6.Juni 1978 in Mailand geborene Marco Bolzano hat mit diesem Roman ein wichtiges Thema aufgegriffen: die Arbeitsmigration in Europa, die osteuropäische Familien zerreißt, um uns in Westeuropa ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Er beschreibt ein Schicksal, in dem er zahlreiche Probleme vereinigt und stellt damit ein Bild zur Schau, das uns zu denken geben sollte. Gleichzeitig erschafft er den zahlreichen osteuropäischen Pflegerinnen ein würdiges Denkmal.
Mich hat das Buch erschüttert und teilweise zu Tränen gerührt. Es fiel mir schwer, es aus der Hand zu legen. Denn auch ich habe bisher nur den Vorteil gesehen, den uns der Aufenthalt preiswerter Pflegekräfte ermöglicht. Meiner Meinung nach sollten es nicht nur diejenigen lesen, die selbst auf ausländische Hilfe angewiesen sind. Der Einblick in das Leben der Frauen in ihrer Heimat macht aus Arbeitskräften Menschen.