Die Italienkrankheit

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milena Avatar

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Marco Balzano hat mich mit seinem Roman über eine Arbeitsmigrantin aus Osteuropa sehr gefangen genommen. Daniela teilt das Schicksal vieler Rumäninnen. Das Geld, das sie in Rumänien verdienen kann, reicht hinten und vorne nicht, um das Haus instand zu halten und den Kindern eine erfolgversprechende berufliche Zukunft zu ermöglichen. Der Ehemann ist ihr auch mehr Last denn Entlastung. Daher trifft sie die Entscheidung, den Weg vieler aus dem Dorf zu gehen und kurzentschlossen quasi über Nacht nach Italien zu verschwinden, um dort Senioren zu pflegen oder Kinder zu betreuen, um italienische Familien zu entlasten und um Geld nach Hause schicken zu können. Interessant an dem Roman ist, dass er nicht nur aus der Perspektive von Daniela erzählt wird, sondern ihre große Tochter Angelica und ihr Sohn Manuel ihren Teil beitragen. Der Ehemann Filip, der sich nach seiner Frau ebenfalls auf dem Weg macht, das rumänische Dorf hinter sich zu lassen, zum Teil auch, um sich den familiären Erwartungen zu entziehen, wird ebenfalls mit einbezogen. Ich finde es überaus gelungen, weil man häufig nur Mitleid mit den Frauen hat, die fern der Familie in einer fremden Familie arbeiten, aber oft nicht mitdenkt, was der Weggang und die seltenen Heimatbesuche für die zurückgelassene Familie und deren soziales Gefüge bedeuten. Wer sich dafür interessiert, findet einen wundervoll erzählten Roman und die Antwort auf die Frage, was sich hinter der rätselhaften Italienkrankheit verbirgt.