Die Verlassenen

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schokoflocke Avatar

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" Leben in der Ferne bricht auch dem Stärksten das Rückgrad. "

Seit über einem Jahr haben Daniel und ihr Ehemann keine Arbeit, deswegen steckt die Familie in finanziellen Schwierigkeiten. Um ihren Kindern ein besseres Leben bitten zu können verlässt Daniela Rumänien und geht nach Mailand um dort als Altenpflegerin zu arbeiten. Sie erhofft sich in kurzer Zeit viel Geld verdienen zu können damit ihre Familie in der Zukunft gut versorgt ist. Da sie berfürchtet, ihr Ehemann hätte was dagegen, sagt Daniela der Familie nichts und verlässt das Haus heimlich. Sie versucht es in einem Brief alles zu erklären und hofft, dass die Kinder es verstehen würden, schliesslich macht sie das für sie. Die Realität sieht aber anders aus... Während Daniela in Italien schwer schufftet, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommt und fast ganzes Geld nach Hause schickt, fühlt sich die Familie verraten und verlassen.
"Jetzt sah man selbst über das Handydisplay nur noch die Enttäuschung im Gesicht des anderen ."
Danielas Ehemann macht sich anfangs mit dem Geld das Leben schön, dann verlässt er die Familie. Die Kinder sind auf die Mutter wütend und geben ihr die Schuld, verlangen zwar Geschenke und Geld, emotional entfernen sich aber immer mehr von einander.
"Sie klang müde, hatte tiefblaue Ränder unter den Augen, doch ich sagte nichts dazu, weil man auf einem Display nie die Wahrheit erkennt. "
Es ist eine moderne und sehr realistische Familiengeschichte, die Marco Balzano in seinem neuem Buch erzählt. Das Thema ist ein grundliegendes Problem unserer Zeit - was tun, wenn man keine Möglichkeit hat in eigenem Land genug zu verdienen um die Familie zu versorgen ? Ohne Geld kann man nicht Leben, aber kein Geld der Welt gibt Geborgenheit oder ersätz die Elternliebe und Nähe...Ich finde es ist wichtig auf dieses Thema aufmerksam zu machen und ich hab das Buch gerne gelesen, allerdings wirklich bewegt hat es mich nicht. Das liegt einerseits wahrscheinlich daran, dass ich persönlich viele Menschen kenne die so ähnlich wie Daniels leben und die Geschichte war für mich nicht wirklich neu. Andererseits hab ich von dem Autor doch bisschen mehr erwartet. Der Schreibstil ist nüchtern und distanziert und ich hab die lieterarische Raffinesse vermisst , für die ich den Autor so schätze. Aber auch wenn das nicht unbedingt das beste Buch von Balzano ist, lesenswert fand ich die Geschichte trotzdem, weil das Thema wichtig und aktuell ist.