Eindrucksvolle Schilderung einer auseinandergerissenen Familie

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Als ich den Klappentext des neuen Romans „Wenn ich wiederkomme“ von Marco Balzano las, dachte ich an eine typische Auswanderergeschichte nach dem Schema „Rumänin wird in Mitteleuropa ausgebeutet“. Denn das Thema des Buches sind die Osteuropäerinnen, die unter prekären Bedingungen in Italien arbeiten, um die im Heimatland zurückgelassene Familie finanziell zu unterstützen. So weit, so bekannt?
Nicht ganz, denn Balzano bringt in seinem Roman eine völlig neue Sichtweise ein, nämlich die der zurückgelassenen Kinder. Sie erhalten eine eigene Stimme und erzählen davon, wie es ist, ohne Mutter aufzuwachsen, dafür aber mit Geld für Nintendo und Handys.
Das fand ich einen unheimlich spannenden Ansatz – und ich wurde nicht enttäuscht. Balzano gelingt es, die Gefühle des pubertierenden Manuels und seiner älteren Schwester Angelica hervorragend darzustellen. Der Schreibstil wirkt einfach und leicht lesbar, bringt die Dinge aber ausgezeichnet auf den Punkt. Als Leserin bin ich immer nah bei den Figuren und kann ihre Bedürfnisse, Sorgen, Wünsche und Ängste jeweils gut nachvollziehen.
Absolut empfehlenswert!