Eurowaisen und Frauen mit Italiensyndrom

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buecherfan.wit Avatar

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Im neuen Roman von Marco Balzano geht es um eine rumänische Familie: Daniela und Filip und ihre Kinder Manuel, 12 und Angelica, 20. Eines Tages verlässt die Mutter nachts unangekündigt ihre Angehörigen, um in Mailand als Altenpflegerin zu arbeiten. Sie will ihre Familie aus der Armut befreien und den Kindern gute Schulabschlüsse und ein Studium finanzieren, damit sie es einmal besser haben als ihre Eltern und Großeltern. Die Kinder nehmen der Mutter die Abreise übel. Sie leiden trotz des telefonischen Kontakts unter der Trennung, zumal sie auch vom Vater verlassen werden, der wenig später als Lastwagenfahrer in Polen arbeitet. Nur die Großeltern kümmern sich noch um die Geschwister.
In drei Abschnitten erfahren wir, wie das Leben von Manuel, Daniela und Angelica weitergeht, welche Schwierigkeiten vor allem der Sohn in seinem Leben ohne die Mutter hat, denn trotz des Wiedersehens in jedem Sommer kommt es schon bald zu einer gravierenden Entfremdung zwischen Daniela und ihren Kindern. In dem Abschnitt über Daniela wird deutlich, wie hart das Leben dieser ausländischen Pflegekräfte und Kindermädchen ist. Viele leiden bald unter einem Burnout, denn besonders für diejenigen, die alte und kranke Menschen pflegen, gibt es häufig weder eine rechtliche Absicherung noch ausreichend Freizeit oder Schlaf. Sie reiben sich auf, ohne dass ihre wertvolle Arbeit angemessene gesellschaftliche Anerkennung findet.
Für den Autor ist es ein offensichtliches Anliegen, all diese Probleme zu verdeutlichen. Anders als in “Ich bleibe hier“ geht es nicht um ein historisches Thema, sondern um ein aktuelles gesellschaftliches Problem in der Beziehung von reichen Ländern zu ärmeren, die von der Not der Menschen gedankenlos profitieren. Ein sehr empfehlenswertes Buch.