Undankbarkeit!

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ute54 Avatar

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Die Thematik dieses Werkes hat mich sehr interessiert, denn, aufgrund des demografischen Wandels, und der Tatsache, dass in den sogenannten “reichen, westlichen Ländern" fast alle Frauen berufstätig sind, werden immer mehr Alten- und Kinderbetreuerinnen gesucht, die, wie in dieser Geschichte, aus Osteuropa stammen und ihre Familie verlassen müssen, um in der Fremde Geld zu verdienen. Das mag sich zunächst negativ anhören, aber es war und ist schon immer so, dass man dorthin gehen muss, wo die Arbeit ist. Für viele Personen, zum Beispiel aus der ehemaligen DDR, ist das völlig selbstverständlich. Was würden diese Frauen aus Osteuropa aber machen, wenn es diese Jobangebote nicht gäbe, denn in ihren Heimatländern herrscht große Arbeitslosigkeit?
Das Cover hebt die Anonymität dieser Frauen durch den dunklen Hintergrund hervor, nur ein Lichtstrahl erhellt ihr Dasein. Aus dem Dorf der Protagonistin arbeiten die meisten Frauen und Männer im Ausland, und auch Daniela kann ihren halbwüchsigen Sohn in der Obhut der Eltern und der 8 Jahre älteren Schwester zurücklassen.
Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt. Zunächst erzählt der Sohn Manuel, wie einsam er sich ohne seine Mutter fühlt. Im zweiten Teil beschreibt die Mutter ihr arbeitsreiches Dasein in Italien. In diesem Hauptteil erfahren wir viel über ihre Vorgeschichte und ihre Beweggründe für den Weggang, denn sie arbeitet, damit die Kinder auf eine teure Privatschule in der nächstgrößeren Stadt gehen können. Der Tochter finanziert sie dann noch ihr Architekturstudium. Sie macht sich gewissermaßen zur Märtyrerin, indem sie auf fast alles verzichtet, um ihren Kindern teure Kleidung und Geschenke zu schicken. Als der Sohn dann einen Unfall hat ist sie, nach 4 Jahren, gezwungen zurückzukehren.
Natürlich entfremden sich Eltern und Kinder, aber, besonders der dritte Teil, mit dem bezeichnenden Titel “Bumerang” hat mich schockiert, denn hier spricht, Angelika, die Tochter, die wie ein Kind aus einer reichen Familie aufgewachsen ist und nie für ihr Universitätsstudium arbeiten musste. Sie stellt fest, dass ihre Mutter in den Vierzigern bereits müde und ausgelaugt ist, kritisiert diese, aber kommt nach ihrem Abschluss gar nicht auf die Idee, sich Arbeit zu suchen, sondern geht mit ihrem zukünftigen Mann nach Berlin. Die Hoffnungen und Wünsche der Mutter sind somit zerschlagen, denn diese hatte sich ein Leben mit der vereinten Familie im renovierten Haus vorgestellt.
Die Charaktere werden wahrheitsgemäß beschrieben, aber beide Kinder sind undankbar.
Alles wird in leisen, ruhigen Tönen erzählt. Kurze Kapitellängen und der recht einfache Erzählstil lassen einen durch die Seiten fliegen.
Das Werk hat mich sehr nachdenklich gemacht, und ich kann eine sehr positive Leseempfehlung aussprechen. Allerdings wurden viele Fakten doch zu weichgezeichnet.
Trotzdem 5 Punkte