Worauf es im Leben wirklich ankommt...

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lia48 Avatar

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INHALT:
Eine in Rumänien wohnende Familie hat wenig Geld und lebt von der Arbeitslosenversicherung.
Doch Mutter Daniela möchte mehr für ihre Kinder. Sie sollen auf gute Schulen gehen und die Möglichkeit zum Studieren bekommen.
So kommt es, dass sich Daniela eines Tages ohne Ankündigung davon macht. In Italien möchte sie ihr Glück versuchen. Pflegekräfte werden gebraucht, viele arbeiten schwarz. Daniela kümmert sich von nun an tagein, tagaus um ältere Menschen, die viel Unterstützung im Alltag benötigen. Tag und Nacht muss sie für sie da sein und kommt ständig an ihre Grenzen.
Doch wo bleibt sie selbst? Und wird sie eines Tages wieder zu ihrer eigenen Familie zurückkehren können?
Diese ist mittlerweile nicht mehr gut auf die Mutter zu sprechen.
Beim 12-jährigen Manuel läuft es in der Schule schlecht („In die Schule gehen ist wie eine Arznei schlucken, schmeckt Scheiße, aber du tust es.“). Und seine 8 Jahre ältere Schwester Angelica möchte eigentlich endlich ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.
Doch nach einem schrecklichen Ereignis muss die Mutter eine Entscheidung treffen…

TRIGGERWARNUNG! (Schneidet Themen rund um Suizidversuch & Burnout an!)

MEINUNG:
Da ich „Ich bleibe hier“ von Balzano ausgesprochen gerne gelesen habe, hatte ich vielleicht etwas hohe Erwartungen an „Wenn ich wiederkomme“.
Man kann die beiden Bücher schlecht miteinander vergleichen, ersteres ist deutlich historischer ausgerichtet.
Mit „Wenn ich wiederkomme“ zeigt der Autor dafür die immer noch aktuelle Problematik auf, dass Pflegekräfte aus Osteuropa häufig sehr aufopfernde Tätigkeiten bei uns ausüben, teilweise schwarz arbeiten, kaum Lohn dafür bekommen und ihr ganzes Leben danach ausrichten, in der Hoffnung, der eigenen Familie dadurch genug Geld nach Hause schicken zu können. Doch nicht immer tun sie sich und ihrer Familie damit einen großen Gefallen, wenn sie so weit voneinander getrennt sind, was auch Balzano eindrucksvoll in diesem Buch darstellt.
Allgemein sind die schweren Arbeitsbedingungen und die niedrige Bezahlung in der Pflege weiterhin ein Thema in unserer Gesellschaft. Und überall hört man vom Fachkräftemangel…
Daher finde ich es gut, dass der Autor diese Thematik hier aufgreift und uns hoffentlich alle etwas aufrüttelt.

Die Geschichte wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt (Mutter Daniela, Sohn Manuel und Tochter Angelica), die sich nicht abwechseln, sondern hintereinander ihren Platz finden.
Dabei konnte ich vor allem mit der Mutter mitfühlen, die alles zu geben scheint, und viel zu wenig dafür zurückbekommt. Sie hat es gut gemeint, wollte für die Familie nur das Beste und das spürt man. Doch auf Dauer kann ein solches Leben vermutlich nicht gut gehen…
Vor allem Manuel bin ich nicht so nahegekommen. Vielleicht, weil sein Erzählpart (zumindest gefühlt) etwas kleiner war. Die Ausdrücke von Manuel haben zwar zu seinem Alter gepasst, aber ich lese so etwas eher weniger gerne.
An die Perspektive von Angelica musste ich mich zwar erst gewöhnen, aber dann tat die junge Frau mir leid. Ich habe es als unfair empfunden, dass auf ihr so viel Verantwortung lastet, wodurch sie selbst ausgebremst wird.

FAZIT: Insgesamt regt das Buch, welches aktuelle Themen zur Sprache bringt, zum Nachdenken an, was immer ein gutes Zeichen ist. Auch wenn ich nicht allen Figuren so nahegekommen bin, wie ich es mir gewünscht hätte, fand ich das Buch dennoch lesenswert und kann es weiterempfehlen. 4/5 Sterne!