Wunderbare Erzählung über eine osteuropäische Pflegekraft

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timphilipp Avatar

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Bei uns in Deutschland werden osteuropäische Pflegekräfte in Privathaushalten schon seit geraumer Zeit beschäftigt, um Senioren im Alter einen Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist dann aber meistens nur von den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen und der Erleichterung für die Angehörigen die Rede. In diesem Roman nun widmet sich der Autor einmal der anderen Seite, nämlich der Pflegekraft und deren eigener Familie. Am Beispiel der Rumänin Daniela und ihrer beiden Kinder Angelica und Manuel schildert er, wie allein und verlassen sich die zurückgelassene Familie ohne die Mutter fühlt, die die überwiegende Zeit im Jahr im Ausland (hier: Italien) tätig ist, um die Familie mit dem hart, zumeist schwarz verdienten Geld zu Hause über die Runden kriegen und ihr vor allem ein besseres Leben ermöglichen zu können. Dabei teilt er die Geschichte in drei Teile und lässt in jedem einen der drei Beteiligten seine Situation und Sicht der Dinge schildern. Die Probleme und Belastungen der Frauen und ihrer Familie werden gut herausgearbeitet. Sie waren mir in dieser Tragweite gar nicht bewusst. Vor allem kannte ich das sog. „Italiensyndrom“ bislang nicht, also die depressive Erkrankung der Pflegerinnen. Der Autor hat gute Recherche geleistet. Mich als Zugehörige zu einer Wohlstandsgesellschaft hat sie betroffen zurückgelassen.
Sehr lesenswert.