Zerreißprobe

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Marco Balzano erzählt die Geschichte einer rumänischen Familie, deren Mutter Daniela sich entschließt, eine besser bezahlte Stelle im Ausland anzunehmen. Italien wartet mit Jobs in der häuslichen Pflege, allerdings leben die Frauen bei den pflegebedürftigen Menschen zu Hause und sind somit 24 Stunden verfügbar. Eine Situation, die häufig nicht lange zu ertragen ist. Daniela legt großen Wert auf Bildung und möchte ihren Kindern das Beste ermöglichen. Doch was passiert mit einer Familie, wenn die zentrale Figur fehlt? Wenn die Person, die die Fäden zusammengehalten hat, nicht mehr da ist?
Der Roman wird aus drei verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder erzählt, wobei man jede Sichtweise sehr gut nachvollziehen kann, auch wenn sich dadurch teils konträre Empfindungen ergeben. So zum Beispiel die Meinung der Kinder zum Weggang der Mutter und wiederum deren Beweggründe für diese schwere Entscheidung. Dabei zeigt sich wie so häufig, dass mangelnde Kommunikation ein fragiles Gefüge zum Kippen bringt. Bis alles in Scherben vor einem liegt. Und dass man nicht an Dingen festhalten kann, die man vor langer Zeit losgelassen hat.
Das alles beschreibt Marco Balzano in einer ganz wunderbaren, teils poetischen Sprache, die mir schon beim Vorgänger-Roman "Ich bleibe hier" sehr positiv aufgefallen ist.

Fazit:
Eine sehr lesenswerte Geschichte über eine Familie, die auf der Suche nach vermeintlicher Verbesserung an den Rand der Zerstörung gerät. Wundervolle Sprache!