Martha tanzt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
petris Avatar

Von


Auf Martha tanzt musste ich lange warten. Es dauerte Wochen nach dem Lesen der Leseprobe und der Gewinnverständigung bis ich es endlich in Händen hielt. Vielleicht ein Nachteil für den Roman, denn so hatte ich zuvor noch Zeit, ein anderes Buch zu lesen, das zu hundert Prozent meinen Geschmack traf und mich berührte und begeisterte. Da ist es danach schwer, dagegen anzukommen.

Ich lese nur ungern Leseproben, doch bei Martha tanzt war es genau diese, die mich überzeugte. Wir werden ins New York des 21. Jahrhundert versetzt, wo das Notizbuch der Urgroßmutter des Protagonisten versteigert werden soll, darin befinden sich Originalskizzen vieler berühmter Künstler des 20. Jahrhunderts, Paul Klee unter ihnen, ein Glücksfund, wie es ihn eigentlich nie gibt.
Parallel dazu wird die Geschichte der ehemaligen Besitzerin des Notizbuches erzählt, die Stimmer dahinter der Urenkel, der auch das Notizbuch nach dem Tod der Großmutter fand.
Ein spannendes Setting, interessanter Hintergrund, genau recherchiert und schlüssig erzählt. Kunst, Musik, die große Liebe und das Drama der Herrschaft der Nazis. Eine spannende Geschichte.

Und dennoch hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass etwas fehlen würde. Das lag sicher an dem alles überstrahlenden Roman, den ich genau davor gelesen hatte, aber vielleicht auch daran, dass sich alles zu perfekt fügte, etwas zu konstruiert wirkt. Und als dann auch noch der 11. September 2001 ins Spiel kam, da wars dann endgültig zu viel des Guten. Ich weiß nicht, was es mit der Fixierung mancher Schriftsteller auf diesen Tag auf sich hat. Wenn es Teil der Geschichte ist, sie weiter bringt, na gut. Aber in diesem Fall tut es das nicht.

Ein spannendes Stück Zeitgeschichte, die Geschichte mutiger, unkonventioneller Frauen. Ich war gut unterhalten, fand es spannend, aber ganz überzeugt hat es mich nicht.