Unglaublich packend

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Martha wächst in einem Musikerhaushalt auf. Sie liebt die Musik, doch es wird schnell klar, dass Martha irgendwie anders ist. Beim Singen trifft sie keine Töne, ihr Geigenspiel ist schief. Und doch ist Musik ihr Leben, sie nimmt sie nur anders wahr als die meisten anderen Menschen: Martha sieht die Töne als Formen und Farben vor sich. Doch sie spürt, dass ihr etwas fehlt, der Teil, der die Musik mit diesen Formen verbindet.

Als sie am Bauhaus das Tanzen lernt, ist es wie eine Offenbarung für sie: endlich hat sie den fehlenden Teil gefunden. Doch nicht nur das, sie lernt Menschen kennen, aus denen später große Künstler werden. Sie alle verewigen sich in ihrem Tagebuch. Während des Kriegs muss sie fliehen und glaubt das Tagebuch für immer verloren.

Viele Jahre später wird das Tagebuch in New York versteigert. Der Finder ist ihr angeblicher Urenkel, von dem Martha bisher nichts wusste. Es beginnt ein packendes Aufarbeiten der Familiengeschichte, geprägt von ungeheurem Verlust, Reue und eisernem Willen.

Die Geschichte wird in kurzen Episoden in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Einmal Martha, der wir durch ihre ganz besondere Kindheit bis hinein ins junge und nicht minder beeindruckende Erwachsenenleben folgen, doch deren Spur dann plötzlich abreißt. Und Thomas, der das Tagebuch, das sich als millionenschwerer Schatz entpuppt, im Nachlass seiner Oma findet. Im Jahr 2001 finden beide in New York nach der Versteigerung des Tagebuchs zueinander. Denn was Thomas nicht weiß: Martha hat ihr eigenes Tagebuch zurück ersteigert.

Diese Geschichte ist ein einziges Auf und Ab durch die Gefühlswelt. Es gibt zwei so unglaubliche Wendungen zwischendrin, mit denen ich absolut nicht gerechnet hätte. Das hat dazu geführt, dass ich das ganze Buch fast an einem Stück durchlesen musste, weil die Geschichte mich so sehr gepackt hat.
Nicht nur, dass Martha diese besondere Gabe des Musiksehens hat, ihre ganze Lebensgeschichte ist wahnsinnig intensiv und von einem unglaublichen Verlust geprägt, der einen als Leser erst mal sprachlos zurücklässt. Und dies verpackt in den Rahmen des Aufeinandertreffens zweier Personen, die scheinbar derselben Familie angehören, doch die nur Bruchstücke und Halbwahrheiten von der Geschichte der fehlenden Generation zwischen ihnen wissen.

Es ist wirklich beeindruckend, was Tom Saller als Debütroman abgeliefert hat. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr von ihm lesen kann.