Zu viel gewollt

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waldeule Avatar

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Ein viel zu schnell gelesener Roman, der zu viel in die (zu wenigen) Seiten hineinpacken möchte. So bleibt leider gerade die Atmosphäre des Bauhauses, auf die ich mich sehr gefreut habe, auf der Strecke.

Neben der Rahmenhandlung im heutigen New York, in dem Thomas Wetzlaff das Tagebuch seiner Urgroßmutter Martha versteigert, macht dieses Tagebuch den Kern der Geschichte aus. Sehr episodenhaft, in kurzen, knappen Sätzen wird Marthas Geschichte erzählt. Wir erleben ihr Aufwachsen in Pommern, ihre Ausbildung am Bauhaus in Weimar und schließlich ihre Rückkehr nach Pommern und die tragischen Ereignisse des zweiten Weltkrieges.

Der ganz eigene Schreibstil, die szenenhafte Erzählweise funktioniert dabei sehr gut, solange sich die Geschichte eng an Martha hält. Doch gerade in der Zeit am Bauhaus, die mich persönlich am meisten interessiert hat, ist sie sehr weit weg von Martha. Wir erfahren einige historische Details über die politische Situation oder den damaligen Leiter Gropius. Durchaus nicht uninteressant, aber mir fehlt die Verknüpfung mit unserer Hauptperson Martha, mir fehlen Emotionen und Leidenschaft, mir fehlt auch die Entdeckung von Marthas Kunst, dem Tanzen.

Auch die Rahmenhandlung in New York hätte es für mich nicht gebraucht, da wird vieles überspitzt und übertrieben. Weniger Inhalt und dafür mehr Fokussierung auf die Hauptperson, die so viel Potenzial hat, hätte mir weitaus besser gefallen.

Fazit: Ich bin mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen, die leider enttäuscht wurden. Es ist kein schlechtes Buch, aber mir fehlt die Tiefe, deswegen mittelmäßige 3 Sterne.