Schade, schon zu Ende

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
glückliche Avatar

Von

Der Roman von Anna Brüggemann „Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ erzählt die Geschichte der Familie Richter über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren und hat mir sehr gut gefallen.

Er beginnt, als die ältere Tochter, Antonia, ihr Abitur macht. Weitere Hauptpersonen sind ihre jüngere Schwester Wanda, ihre Mutter Regina und ihr Vater Edgar.

Für mich hatte die Geschichte etwas von einem Psychogramm. Die übersteuerte, alle beherrschende Mutterfigur überstrahlt die anderen, ihr in dieser oder jener Form unterlegenen anderen Familienmitglieder. Dabei hat es mich regelrecht aufgeregt, wie sehr die Mutter alle terrorisiert und unter Druck gesetzt hat. Das hatte für mich narzisstische Züge. Alles und jeder wurde verglichen und bewertet. Niemals war etwas gut, nie genug, nie war sie zufrieden. Aber auch mit sich selbst ging sie hart ins Gericht, konnte sich über Erfolge einfach nicht freuen.

Die Figuren sind allesamt wunderbar gezeichnet. Ihre Charaktere und ihre Eigenheiten wurden detailliert beschrieben. Ich konnte erkennen, wie unterschiedlich die Mädchen und ihr Ehemann mit ihren Allüren, ihrem Wesen umgingen. Gesund oder schön war das wohl für alle nicht.

Den Bezug des Romans zu seinem Titel konnte ich leider nicht herstellen, auch wenn ein Kapitel sich dem Thema Kampfhunde widmete. Das Cover an sich hat mich nicht so angesprochen. Aber ich war sowieso mehr auf den Inhalt gespannt.
Angenehm sind die kurzen Kapitel, auch wenn ich immer eine Weile brauchte, um zu erkennen, wer gerade erzählt.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd. Ich konnte mich kaum von dem Buch lösen und habe es in persönlicher Rekordzeit zu Ende gelesen. Gern hätte es noch länger sein können.

Es war für mich interessant, ja spannend, wie die einzelnen Personen und insbesondere die Töchter sich über die Jahre entwickeln. Faszinierend, aber auch erschütternd war es für mich, zu lesen, dass, auch als die Töchter inzwischen erwachsen sind und ihr eigenes Leben führen, sie doch immer noch unter dem beherrschenden und ungesunden Einfluss der Mutter stehen.

Das Lesen war für mich manchmal beklemmend, aber ich war auch stets neugierig, zu erfahren, wie es weitergeht. Insgesamt empfand ich großen Lesegenuss und konnte dem Geschehen gut folgen. Auch spürte ich ein Glücksgefühl, nicht in dieser Familie aufgewachsen zu sein.