Schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen
„Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen“ heißt dieser Roman, der auf sehr subtile Weise die schwierigen Beziehungsgefüge in einer Familie beleuchtet. Regina, Jahrgang 1948, hat zeitlebens darunter gelitten, von ihren Eltern nicht die Liebe, Anerkennung und das Zutrauen in ihr Potenzial gefunden zu haben. Dieses Leiden gibt sie unbewusst an ihre Töchter weiter. Sie selbst kreist eigentlich immer nur um sich selbst, möchte bemitleidet oder bewundert werden. Sie läuft verpassten Chancen hinterher, anstatt zu innerer Zufriedenheit durch ihre Töchter und ihren Mann zu finden. Beide Töchter gehen auf ihre je eigene Weise mit ihrem Schicksal um. Die eine, Wanda, versucht ihrer Mutter alles recht zu machen, damit diese auf sie stolz ist. Dabei mutet sie sich viel zu viel zu und muss erkennen, dass ihr Ehrgeiz auch seine krank machenden Seiten hat. Die andere, Antonia, fühlt sich neben ihrer Schwester unsichtbar. Beide konkurrieren um die Gunst der Mutter. Beeindruckend ist die Erzählweise, denn durch den auktorialen Erzähler ist der Leser ganz nah am Empfinden der unterschiedlichen Charaktere und es gelingt ihm so, einen drei Jahrzehnte umfassenden Handlungsrahmen mitzuerleben.