Frühlingsgefühle

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metalpanda Avatar

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„Wenn nicht jetzt, wann dann“ erzählt die Geschichte dreier Frauen, die ganz unterschiedlich sind und doch durch Schicksalsfügung miteinander sowie mit einer Reihe weiterer Charaktere zu tun haben.
Hochzeitplanerin Liz hat aus ihrem Unglück Karriere gemacht und dank ihrer eigenen geplatzten Hochzeit ein florierendes Geschäft aufgebaut. Sie ist in den Dreißigern, selbstbewusst und voller Ideen. Doch gerade als sie einen großen Auftrag ans Land zieht, verunglückt sie mit dem Fahrrad und wird für mehrere Wochen ans Bett gefesselt.
Annemie ist Witwe und Rentnerin. Sie hat viel Zeit, etwa um die Teppichfransen alle streng in eine Richtung zu kämmen. Da sie für ihr Leben gerne bäckt, hilft sie ihrer Nachbarin Liz in ihrem Hochzeitsplanerdasein – eigentlich nur indem sie wunderschöne Hochzeitstorten bäckt. Doch durch Liz' Unfall muss sie aushilfsweise viel tiefer ins Geschäft einsteigen...
Nina ist erst Anfang zwanzig, hat aber ihr weiteres Leben schon in Detail durchgeplant. Als Tochter des bekanntesten Juweliers der Stadt will sie den Bund der Ehe mit einem jungen Goldschmied angehen. Da die Hochzeit dem Stand entsprechen ausfallen muss, will sie die ihr empfohlene Liz engagieren – doch im Geschäft findet sie ihre Vertretung Annemie vor...

Die Beschreibung der drei Hauptfiguren lässt ahnen, wie der Roman aufgebaut ist: nämlich leicht lesbar, mit hohem Unterhaltungswert, ohne besonders hohen geistigen Anspruch. Die Hauptfiguren erleben durch die teils spontanen und deshalb chaotischen Schicksalswendungen  viel – nicht nur in den Wochen von Liz' Krankheit, sondern in ihrem ganzen Leben. Die jeweiligen Geschichten der drei Frauen, warum sie so wurden, wie sie sind, sind sehr gut dargestellt. Natürlich darf in einem Liebesroman auch die Liebe nicht fehlen, und diese erlebt jede der drei Frauen auf ihre eigene Art und Weise – teilweise eben auch bedingt durch die Schicksalsschläge, die ihnen das bisherige Leben bereitete. Sowohl Liz als auch Annemie sind ohne Vater aufgewachsen, eine Gemeinsamkeit mehr bei den beiden nicht nur altersbedingt sehr unterschiedlichen Frauen. Nina dagegen wuchs ohne Mutter auf – und in der zunächst etwas schüchtern und verplant wirkenden Annemie findet sie plötzlich eine Bezugsperson, die mütterliche „Pflichten“ wie Brautkleidgucken doch zumindest teilweise erfüllen kann.

Astrid Ruppert ist ein unterhaltsamer Frauenroman gelungen. Auch wenn man den Schluss vorhersehen kann und die Handlung stellenweise sehr seicht ist, liest sich das Buch angenehm schnell und vor allem durch die Erläuterung der Hintergründe kann sich der Leser (besser: Leserin) gut in mindestens eine der Frauen reinfühlen. Durch sehr lebhaften Schreibstil fühlt man mit den Protagonistinnen mit: gerade mit der Annemie hatte ich oft Mitleid, denn sie versucht stets ihr Bestes und wird teilweise doch sehr hart und ungerecht behandelt. Die Juwelierstochter Nina dagegen schien mir am unsympathischsten, mit ihrer schroffen Art und ihrer unentschlossenen Entschlossenheit.

Alles in allem ist es ein lesenswerter Roman für zwischendurch, eine Frühlingsgeschichte, die ich passenderweise an einem sonnigen Aprilwochenende durch hatte. Aber auch ein verregneter Nachmittag kann einem dadurch durchaus versüßt werden. Wer – zumindest ab und zu – gerne Frauenromane liest, dem kann ich „Wenn nicht jetzt, wann dann“ auf jeden Fall empfehlen.