Meerjungfrauen sind nur Schau

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sissidack Avatar

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Wie soll ich diesen Roman, der für mich ein Erlebnis in absolut positivem Sinn war, beschreiben?
Eigentlich sind vier Worte ausreichend: ich finde ihn spitze!

Die Geschichte der alleinerziehenden Mutter, die sich als Haushälterin in reichem Hause bewirbt und die Stelle bekommt. Der kleine Junge Taylor in der dieser Familie, dessen geliebte Mutter gestorben ist und dringend nach Liebe sucht. Die Tochter der Haushälterin Amber, die etwa im gleichen Alter wie Taylor ist und sich wunderbar in den Haushalt eingliedert. All das hat das Flair eines Drei-Groschen-Romans (wobei ich sagen muss, dass ich diese Heftchen nicht mag). Jedoch ist der Stil von Ben Bennett um Welten besser. Wunderschön ist beschrieben, wie aus der kindlichen Freundschaft zwischen Taylor und Amber ganz langsam von Seitens Ambers zarte Liebe wird. Keine besitzergreifende Liebe, eher Zuneigung, die bereit ist für das Glück von Taylor eigene Wünsche zurückzustellen. Fantasievoll entwickelt der Autor die Geschichte mit der "kleine Meerjungfrau". Gesponnen in einem Netz von Märchen und Sagen taucht hier die Retterin von Taylor aus dem Meer kurz aus dem Meer auf und bleibt über Jahre gedanklich im Leben von Taylor und Amber präsent.
Taylor spürt eine Verbindung, die nie abreist. Bis zum dem Tag, als die Meerjungfrau von Fischern gefangen und dann von den Medien skrupellos zur Schau gestellt wird. Jetzt greifen Amber und Taylor ein. Sie verhelfen der Meerjungfrau zur Freiheit.

Der absolute Knalleffekt verbirgt sich am Ende des Romans. Mit Wucht wird der Leser in die Realität zurückgeholt. Diese Wendung ist ein "Schurkenstück" des Autors. Ich werde hier nicht genauer darauf eingehen, um dem Leser die Überraschung nicht zu verderben.

Nochmals zur Schreibart des Autors: modern, spritzig-jugendlich ist glaube ich, eine treffende Wertung. Besonders schön fand ich die Darlegung der Gedanken von Amber. Hier erkenne ich Redewendungen und Vergleiche wieder, die aus dem Mund meiner Töchter hätten stammen können.
Den Autor und sein Buch "Wenn Ozeane weinen" werde ich, so begeistert wie ich bin, den Lesern unbedingt empfehlen.