✎ Eric Wrede - Wenn wir ins Gras beißen ...

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jecke Avatar

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In den letzten drei Jahren habe ich an drei Beerdigungen teilgenommen - alles Menschen, die ich in meinem Herzen habe. Mein Kind, mittlerweile sieben Jahre alt, hat alle Trauerphasen von mir mitbekommen, doch erst in diesem Jahr begann es, wirklich zu begreifen, was „Tod“ bedeutet.

In den letzten Wochen ließ uns „Wenn wir ins Gras beißen …“ von Eric Wrede nicht mehr los. Es hat uns in unserer letzten Trauerphase intensiv begleitet. Die Lektüre spricht Themen an, die schwerer sind, als man denkt, und erklärt sie zugleich kindgerecht. Mein Kind zeigte großes Interesse an dem vielfältigen Spektrum, welches hier behandelt wird.
Eric Wrede erklärt mit klaren und ehrlichen Worten, was mit dem Körper passiert, welche Bestattungsformen bestehen und warum Trauer wichtig ist. Er geht zudem auf Rituale und kulturelle Unterschiede ein. Für sehr junge und / oder sensible Kinder könnten bestimmte Beschreibungen (z. B. körperlicher Zerfall) zu konkret sein.

Wir begleiten verschiedene Kinder, die verschiedene Familienangehörige verloren haben. Meistens sind es die Groéltern, einmal die Tante, einmal der Onkel und einmal der Papa.
Auch wird thematisiert, dass Babys, Jugendliche oder junge Erwachsene durch Krankheit oder Unfall sterben können.
Ich hätte mir noch eine konkrete Geschichte zu einem verstorbenen Geschwisterkind und zu einer*m Freund*in gewünscht, um noch stärkere Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen.

Ebenso mir als Erwachsene bot das Buch neue Erkenntnisse. Vor allem, dass Sterbehilfe in Deutschland mittlerweile erlaubt ist - meinen weiteren Recherchen nach unter strengen rechtlichen, ethischen und ärztlichen Voraussetzungen.

Mache Seiten enthalten Infoboxen, die sich an Erwachsene richten und die zusätzliche Tipps oder vertiefte Gedanken enthalten. Zu manchen Punkten hätte es ruhig ein bisschen mehr Wissen sein dürfen, da es doch schon manchmal speziell ist und mein Kind viele Nachfragen hatte. Auch ich als Erwachsene habe zu einigen Punkten zusätzlich recherchiert, weil es mich einfach interessierte.

Was das Thema Trauer betrifft, fand ich eine Stelle eher irritierend: Es wird mit Traurigkeit verbunden, weil ein Freund wegzieht - das erscheint mir unpassend in einem Buch, das explizit über Sterben und Tod sprechen will. Das lenkt vom zentralen Gegenstand ab.

Trotzdem bietet das Werk viel Raum, um ins Gespräch zu kommen. Für meine Siebenjährige war der Inhalt ideal - früher hätte sie vieles nicht verarbeiten können, weil es sehr komplex ist.

Die Illustrationen von Emily Claire Völker visualisieren das Thema wunderbar und überfordern dabei (meist) nicht.

Durch das Inhaltsverzeichnis lassen sich einzelne Punkte bei Bedarf rasch wiederfinden und ein Glossar erläutert wichtige Begriffe noch einmal präziser.

Für uns ist „Wenn wir ins Gras beißen …“ ein mutiges Buch, das Trauer und Tod aus der Tabuzone holt. Es erlaubt Kindern zu fragen, zu verstehen und Gefühle zu zeigen, und Erwachsenen, Antworten zu finden, die manchmal schwer auszusprechen sind.

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