Ein Buch das fesselt und auf Abstand hält!

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Ein Buch, das mich gleichzeitig gefesselt und auf Abstand gehalten hat.

»Wenn wir lächeln« von Mascha Unterlehberg. Ihr Debüt erzählt von Jara und Anto, zwei sehr unterschiedliche Mädchen im Ruhrgebiet der frühen 2000er. Sie sind Freundinnen, fast Schwestern – verbunden durch Wut, Schmerz und das Gefühl, sich behaupten zu müssen.

Immer wieder stoßen sie an Grenzen: an patriarchale Strukturen, an die Misogynie ihrer Zeit, an das Schweigen über sexualisierte Gewalt. Und es sind vor allem die Jungen und Männer, die Macht ausüben – subtil, direkt, gewaltsam. Diese Erfahrungen wiederholen sich, wie in Schleifen. Immer wieder die Situationen, in denen Mädchen allein gelassen werden – mit Schuld, Scham, Sprachlosigkeit.

Erzählt wird aus Jaras Sicht – fragmentiert, zerrissen, suchend. Ich hatte anfangs Mühe, mich zurechtzufinden. Die Kapitel sind kurz, die Zeitsprünge verwirrend. Lange war ich unsicher, wo das alles hinführt.

Und dann: Gegen Ende entfaltet der Text eine stille Wucht. Jaras Perspektive – voller Selbstzweifel, Trotz, innerer Unruhe & voller Wut– hat mich berührt. Anto bleibt schemenhaft, vielleicht auch, weil sie nie wirklich greifbar war, weder für Jara noch für uns Leser:innen.

Es ist kein Buch, das laut schreit. Es flüstert, kratzt, stellt unbequeme Fragen. Ich bin hin- und hergerissen – es hat mich nicht vollends gepackt, aber es hat Spuren hinterlassen. Vielleicht liegt genau darin seine Stärke: Es erzählt nicht für den schnellen Effekt. Es bleibt. Still. Stark.