Girlhood mit krassen Bildern!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lesenaufderüberholspur Avatar

Von

Ein tolles Buch über junge, weibliche Wut und Freundinnenschaft. Es erzählt die Geschichte von Jara und Anto und startet mit einer ziemlich krassen Szene: Jara steht nachts auf einer stillgelegten Eisenbahnbrücke, Anto ist gerade in den Fluss darunter gesprungen und noch nicht wieder aufgetaucht. Jara überlegt nicht nur, wie sie damit umgehen soll, sondern lässt alles, was zu diesem Moment geführt hat, Revue passieren.

Bruchstückhaft springen wir in die Vergangenheit. In die kurzen Kapitel mit den vielen Zeitsprüngen muss man erstmal reinkommen, aber die Geschichte hat durch das hohe Tempo eine richtig krasse Sogkraft und ist schwer aus der Hand zu legen.

Jara und Anto lernen sich in den Nullerjahren auf einem Fußballplatz kennen und werden trotz ihrer Gegensätze langsam unzertrennliche Freundinnen. Mascha Unterlehberg beschreibt den aufwühlenden Prozess des Aufwachsens junger Frauen in einer patriarchal geprägten Welt. Körper, die man kennenlernen muss und sexualisiert werden. Sexuelle Handlungen, die sich falsch anfühlen, für die man sich schämt, aber erst Jahre später wirklich versteht und Worte findet. Ausnutzen und ausgenutzt werden. Wut, die runtergeschluckt wird und doch irgendwann ausbricht. Und was ich besonders gut eingefangen fand: Das Entstehen von Freundinnenschaften und das immer wieder auf die Probe gestellt werden. Weil die eine Mist baut, den die andere nicht mittragen will, weil man neidisch ist, die andere nicht versteht und weil man trotzdem solidarisch sein will.

Nach der ersten Hälfte hätte ich das Buch Leuten empfohlen, die „Ellbogen“ von Fatma Aydemir oder „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar mochten – nach der zweiten Hälfte würde ich es noch dringend allen ans Herz legen, die „Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas geliebt haben.

Girlhood mit krassen, schönen, traurigen, rührenden, wütend machenden Bildern.