Mitreißend und emotional aufwühlend

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lenaa Avatar

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Ein intensiver und aufwühlender Roman über das „Mädchensein“ in einer patriarchalen Gesellschaft, über Freundinnenschaft, geprägt von Eifersucht, aber auch von einem starken Zusammenhalt.
Jara und Anto lernen sich mit 13 Jahren bei einem Fußballspiel in den 00er Jahren kennen. Es beginnt eine starke Freundinnenschaft, in der sie sehr viel Zeit miteinander verbringen, alles teilen, Lippgloss, aber auch Gewaltfantasien. Jara bewundert Anto: ihre Ausstrahlung, ihr Aussehen und auch ihr Leben. Während Anto allein im Anwesen ihrer Mutter lebt und Designerklamotten trägt, lebt Jara mit ihrer alleinerziehenden Mutter zusammen. Anto ist selbstbewusst, sie weiß was sie will, während Jara sich um alles Gedanken macht. Beide kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, haben verschiedene Persönlichkeiten und dennoch entsteht eine intensive Freundinnenschaft.
Mascha Unterlehberg erzählt die Geschichte der beiden Mädchen fragmentarisch und springt viel zwischen den Zeiten hin und her. Das fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich habe gemerkt, dass sich die Fragmente mit der Zeit zu einem Zeitverlauf zusammenfügen und Sinn ergeben. Der Schreibstil ist poetisch, aber auch roh. Er besteht aus vielen kurzen Sätzen, die aber sehr prägnant und eindringlich sind. Als ich mich in das Buch eingelesen habe, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und es konnte mich emotional komplett mitreißen.
Dieses Buch zeichnet ein Porträt unserer patriarchalen Gesellschaft, roh und ungeschönt. Wie sich Jara und Anto auf ganz unterschiedliche Weisen dagegen behaupten. Der Roman verarbeitet die unterschiedlichen Arten von Wut der beiden über diese Ungerechtigkeiten und Zustände. Er beschreibt auf authentische Weise die Wut auf der einen, aber auch das bestätigt werden wollen von Männern/ Jungs auf der anderen Seite. Sich gegen das System stellen, aber auch unbedingt reinpassen wollen. Dieser Konflikt und Widerspruch stellt Mascha Unterlehberg so präzise dar und ich konnte auch mich darin wiedererkennen.
Auch die Eifersucht Jaras auf Anto wird ungefiltert thematisiert. Wie das bestätigt werden wollen Anto auch zu Jaras Konkurrentin macht, obwohl Jara das nicht möchte, aber das System die beiden gegeneinander ausspielt.
Dieser Roman hat mich schockiert, mir die Augen geöffnet, mich zum Nachdenken angeregt, mich wütend gemacht. Diese Geschichte hat so viel mit mir gemacht und ich konnte mich in Jara, aber auch in Anto teils wiedererkennen. Ich habe selbst an Freundinnen aus der Jugend gedacht und wie prägend diese Beziehungen waren, an eigene Erfahrungen, an meine Wut.
„Wenn wir lächeln“ porträtiert die Jugend von Mädchen in einem patriarchalen System, auf authentische und ungefilterte Art und Weise. Ich kann es absolut ALLEN ans Herz legen, denn diese Strukturen müssen erkannt werden, bevor wir dagegen arbeiten können. Und dieses Buch hilft genau dabei.