Ein waschechter Whodunnit

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tochteralice Avatar

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Und zwar einer mit allem Zipp und Zapp: Man befindet sich auf einer recht kleinen Insel, nämlich dem zu den Kanalinseln zählen (und real existierenden) Alderney. Das Setting ist ein in Leserkreisen durchaus bekanntes und beliebtes: Hawthorne und Horowitz werden zu den dort stattfindenden Literaturtagen eingeladen, wo sie in einer Talkrunde befragt werden. Alles sehr gemütlich, die Teilnehmenden sind sehr unterschiedliche Typen. Neben den beiden Erwähnten befinden sich unter ihnen eine blinde Seherin, die ebenfalls einen Sekundanten – in ihrem Falle den Ehemann – an ihrer Seite hat, eine recht bekannte Kinderbuchautorin und ein Junk-Food-Koch mit Assistentin. Dazu kommt eine Dichterin aus Frankreich, die wenig kommunikativ wirkt

Hawthorne, der Horowitz bereits von der Arbeit an Drehbüchern kannte, zieht diesen nämlich seit einiger Zeit als Autor heran, der seine Fälle begleitet und diese anschließend in einer Art True-Crime Story verewigen soll. Stand innerhalb dieses Romans ist folgender: der erste Band erfuhr durchaus Zuspruch seitens der Öffentlichkeit und das Duo ist mittlerweile recht bekannt - wenn auch Hawthorne deutlich stärker wahrgenommen wird, was Horowitz zeitweise ein wenig wurmt – vor allem hier beim Festival.

Die Auflösung eine Falles war diesmal also gar nicht vorgesehen, die Reise nach Alderney ist ein reiner Arbeitsausflug. Doch dann wird der Mäzen des Festivals, den so gar keiner leiden mag, umgebracht. Potentielle Täter gibt es reihenweise und Hawthorne steigt sofort in die Ermittlungen ein – natürlich mit Horowitz im Schlepptau. Auch wenn er nicht offiziell zuständig ist, ist der lokale Ermittlungsbeamte, der sich vor allem durch seine Verfressenheit auszeichnet, sehr an den Erkenntnissen Hawthornes interessiert.

Der Clou dieser Serie - wenn man es denn so betrachten will - besteht darin, dass sich der Autor quasi als Watson neben den eigentlichen Ermittler Hawthorne, also Holmes, in die Handlung einbezogen hat. Und zwar durchaus als Hauptfigur, zumal die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt wird. Auch, wenn das hier „nur“ ein Stilmittel ist, ist es sehr wirkungsvoll: man ist gleich drin im Geschehen.Zudem lässt Horowitz im Umgang mit seinem Alter Ego bzw Namensvetter - wie immer man ihn bezeichnen möchte, wenig Gnade walten: er kann die Aktionen Hawthornes meist nicht so recht folgen und versteht diese erst im Nachhinein.

Die meisten Figuren - teilweise auch kleinere Nebenrollen - sind so eindringlich beschrieben, dass ich sie sofort vor Augen hatte. Das Buch ist - wie die beiden Vorgängerbände - spannend, die Auflösung überraschend und ich konnte es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen, zumal der Stil des Autoren ausgesprochen angenehm zu lesen ist. Jedenfalls bis etwa zum Beginn des letzten Drittel, das aus meiner Sicht einige Längen aufwies. Die machte der "echte" Horowitz in seinem rasanten Abschluss aber wieder gut.