Wenn's am schönsten ist

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raschke64 Avatar

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Lukas steht kurz vor dem Abitur. Er lebt allein bei seiner Mutter, hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater Peter. Seine Mutter Sabine hat die Trennung von Peter immer noch nicht verkraftet und beurteilt ihn durchweg schlecht. Dadurch hat Lukas auch kein großes Bedürfnis, mit seinem Vater Kontakt zu haben. Dann wird Lukas von seinen Großeltern zum Geburtstag der Oma eingeladen. Eher widerwillig fährt er hin. Peter kommt ebenfalls eher widerwillig zu der Feier und wird sozusagen vor vollendete Tatsachen gestellt. Wutentbrannt verlässt er das Haus, wütend auf seine Eltern, nicht auf Lukas. Der bezieht das natürlich auf sich und verlässt ebenfalls die Feier. Hinterher versucht Peter dann doch, wieder Kontakt mit Lukas zu bekommen. Telefonate blockt Sabine ab, doch ein Brief geht an Lukas. Während Peter auf eine Antwort wartet, erfährt er die Diagnose seiner tödlichen Krankheit. Er will das geheim halten. Lukas entscheidet sich dann doch, Peter zu besuchen. Die ersten beiden Tage verlaufen erst schwierig, dann super - bis Lukas die Arztdiagnose zufällig findet und alles missversteht und den Kontakt wieder abbricht ...
Das Buch ist ein ganz starkes Buch. Es ist wunderbar zu lesen vom Stil her und es ist wunderbar vom Inhalt her. Wohl jedes Scheidungskind hat ähnliches schon einmal erlebt. Anfangs wird im Buch vor allem Sabine ein wenig als Verursacher der Probleme dargestellt. Sie ist maßlos enttäuscht von Peter, verhindert später nach Möglichkeit jeden Kontakt zwischen Vater und Sohn, klammert sich nur an Lukas und lebt fast kein eigenes Leben mehr. Erst im Laufe des Buches macht auch sie eine Wandlung durch (für mich das einzige Manko der Geschichte, dass diese Wandlung nach dem jahrelangen Hass dann auf einmal schnell und relativ problemlos kommt). Lukas ist hingerissen zwischen allen Gefühlen: er möchte den Vater kennenlernen, der Mutter nicht weh tun. Und er hat riesige Vorbehalte und auch Vorwürfe, weil Peter die ganzen Jahre nichts für ihn getan hat. Trotzdem wünscht er sich einen Vater, macht sich aber keine Entscheidung leicht. Zumal er - kurz vor dem Abitur - generell in einer schwierigen Lebensphase ist. Peter wiederum will immer in Freiheit leben, hat die Familie als Einschränkung empfunden, den Sohn nicht - aber er hat auch schnell aufgegeben, als Sabine die Kontakte unterbinden wollte. Erst jetzt hat er das Bedürfnis, da einiges nachzuholen.
Hier werden viele Fragen aufgeworfen, Entscheidungen in den Raum gestellt - aber es wird auch immer wieder betont, dass zu jeder Trennung, zu jeder Entscheidung mindestens zwei Menschen gehören, dass keiner für alles allein die Schuld trägt und dass man sich jederzeit ändern kann, aufeinander zugehen, Entscheidungen revidieren, aber auch akzeptieren kann. Das alles verpackt in eine wunderbare Geschichte - dafür kann es nur die volle Punktzahl geben.