Das Ende einer heilen Welt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rippchen Avatar

Von

Ein Junge "aus gutem Hause" und ein gesellschaftlicher Versager, ein Klassenprimus und ein Schulschwänzer: Zwei vollkommen gegensätzlich scheinende Charaktere werden durch ein unvorhergesehenes Ereignis plötzlich zu Verbündeten. Diese Konstellation ist in der Jugendliteratur nicht selten (etwa in Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick"). Selten jedoch wurde eine Geschichte so "gefühlsecht" beschrieben wie in diesem Buch. "Wir sind eine merkwürdige Allianz", stellt Hauptfigur Charlie, der Lehrersohn mit einem Faible für Bücher und Schule fest. Ihm gegenüber steht der schmuddelig-ärmliche, sozial vernachlässigte und von der (spieß-)bürgerlichen Gesellschaft einer australischen Kleinstadt als Lügner, Dieb und Schläger abgestempelte Jasper. Auf den ersten Blick so unterschiedlich, sind sie sich doch in ihrem sensiblen Seelenleben so nah. Das offenbaren beide in dem Moment, als sie an Jaspers Lieblingsplatz fernab jeglicher Zivilisation ihrer toten Mitschülerin Laura gegenüber stehen. Die unfassbar scheinende Situation schweißt sie fortan eng zusammen, macht sie zu Vertrauten, Verbündeten. Ihnen bleibt künftig nichts anderes übrig, als die Sache gemeinsam durchzustehen. Welch große Belastungsprobe für ihr junges Leben - und eine mehr oder minder unfreiwillige Freundschaft. Als Ich-Erzähler liefert der Autor aus Charlies Sicht eine brillante Beschreibung der Szenerie: In intensiven Bildern frisst sich diese Geschichte in Herz und Hirn der (nicht nur jungen!) Leser. Den ausführlich geschilderten Örtlichkeiten, Geschehnissen und Stimmungen stehen die kurzen, fast atemlos wirkenden Dialoge der beiden Hauptakteure gegenüber. Als weiteres literarisches Kabinettstück gibt der Autor nur häppchenweise die Informationen zu den beteiligten Personen - ihr Aussehen, ihre Charakterzüge, die familiären und gesellschaftlichen Hintergründe sowie ihre Beziehungen zueinander preis. Fazit: Zwei junge Helden voller Hoffnung und Verzweiflung. Eine Geschichte voller Grausamkeit und Poesie. Eine Ausweglosigkeit, die den Leser zutiefst berührt. Und nicht zuletzt eine Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken zwingt. Mehr kann ein (Jugend-) Buch kaum leisten!